Die Politik unterliegt einem gefährlichen Irrtum: Nicht am Gängelband nutzt der ORF ihr am meisten, sondern als neutraler Sender nach Vorbild der BBC.
Es war ein bisschen wie beim Kartenspiel: Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) hielt bei den Verhandlungen um die neue Finanzierung des ORF den Trumpf in der Hand, sie hat die politische Macht. Aber auch die Karten des Generaldirektors, Roland Weißmann, der auf einem ÖVP-Ticket zum Spitzenposten kam, waren nicht schlecht. Das Radio-Symphonieorchester war eine. ORF Sport+ eine andere. Ö1, FM4, sogar ORF III hätte man auch einsetzen können. Und wenn es hart auf hart gekommen wäre, gibt es immer noch die Karte „Landesstudios“. Die Regionalität im ORF ist vor allem, aber nicht nur der türkis-schwarzen Landeshälfte eine Herzensangelegenheit. So weit musste Weißmann doch nicht gehen.
Das Spiel mit Druck und Gegendruck, mit öffentlichen Aufschreien und Seitenhieben Richtung ORF ist beendet – zumindest vorerst. Am Schluss gab es das politische Ja zur Haushaltsabgabe aka „ORF-Beitrag“ statt der GIS-Gebühr, das Raab dem nicht eingeweihten Weißmann quasi als Parallelveranstaltung zum gleichzeitig stattfindenden Stiftungsrat verkündete. Der Preis war (mindestens) ein hartes Sparpaket.