Randerscheinung

Zwei-Wort-Sohn-Antworten

Carolina Frank
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Der Jüngste wird also in ungefähr einer Woche ein Teenager sein.

Die Druckerschwärze dieser ­Zeilen ist nur deshalb nicht zerronnen und das Papier nicht von meinen ­Tränen gewellt, weil ich das hier in eine Tastatur schreibe und die Druckerei weit weg ist. Einst glaubte ich, das Leben beginnt, sobald die Kinder aus dem Gröbsten heraußen sind. Nun begreife ich, das Gröbste beginnt, wenn die Kinder aus unserem Leben he­raußen sind. Nein, der Jüngste ist bei Weitem noch nicht ausgezogen. Aber das Zusammenleben mit ihm fühlt sich manchmal weniger wie Familie und mehr wie WG in getrennten Wohneinheiten an. Gespräche ver­laufen schleppend, auf animierende Vater-Fragen kommen Zwei-Wort-Sohn-Antworten. Auch nach der Rückkehr vom Schulskikurs ist eher nicht herauszufinden, wie es und vor allem was da so war.

Nur der Blick des Heimkehrers spricht ganze Brockhaus-Bände, nachdem er den Eltern-Info-WhatsApp-Verlauf des rührend engagierten Skikursleiters nachgelesen hat. Natürlich wird er manchmal auch gesprächig, wenn das Thema passt. Gaming-PC ist so ein Stichwort, das sein Schweige-Eis schmelzen lässt. Welches Motherboard er sich wünscht (wenn das Board wüsste, wie sehr die Mutter dagegen ist, würde es lieber anders heißen), welche Grafikkarte in der Konfiguration in diesem Online-Tool seine präferierte Variante wäre und – tatsächlich – was die Vorteile einer Luftkühlung gegenüber einer Wasserkühlung (für einen Computer!) sind. Meine Festlegung, dass es zum ersten Teenager-Geburtstag keinen Gaming-PC geben wird, wo ja nicht der Eindruck besteht, der Bub sei undergamed, lässt den Wortwasserfall rasch wieder versiegen. Ich hoffe, ich bringe das mit dem Teenager-Papa-Sein noch ein drittes Mal hin. 

("Die Presse Schaufenster" vom 17.03.23)

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