Auch Bilderbücher können Wittgenstein zitieren. Das Problem der Nichtexistenz und ein doch recht großes Nashorn lasen zum Philosophieren ein.
Es gab einmal einen Streit zwischen Ludwig Wittgenstein und seinem Professor Bertrand Russell. Das klingt nun nicht gerade nach der besten Idee für ein Bilderbuch, aber Moment: In dieser Auseinandersetzung ging es um die Frage, was man nicht beweisen kann. Wittgenstein sagte, man könne nicht beweisen, dass KEIN Nashorn im Zimmer sei. Dass Russell keinen Dickhäuter entdecken konnte, reichte Wittgenstein nicht als Beweis. Logischerweise. Auch wenn man etwas nicht sieht, kann es doch da sein.
Von dieser Geschichte geht das gewitzte Bilderbuch „Ludwig und das Nashorn“ aus, eine philosophische Einführung für die Allerkleinsten. Der kleine Ludwig lässt dabei seinen Vater (der sich irgendwann natürlich die Haare rauft) nach einem Nashorn suchen. Unterm Bett und im Kasten sieht er nach, mit Lupe und vollem Körpereinsatz sucht er - doch das Nashorn ist nur für Ludwig und den Leser da. Aufgelöst wird die in knalligen Farben und klaren Formen gezeichnete Episode durch das Wissen um den Mond. Denn auch der ist da, auch wenn wir ihn nicht sehen. Komplexes Denken in wunderbarer Einfachheit.
