Mittelmeer

"Angriff der Kriminalität": Salvini macht Schlepper für Migrationswelle verantwortlich

Archivbild von Matteo Salvini vom 22. März.
Archivbild von Matteo Salvini vom 22. März.IMAGO/ZUMA Wire
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650 Migranten sind in der Nacht in Kalabrien eingetroffen. Die tunesische Küstenwache hinderte zwei Boote mit 74 Menschen an Bord an der Überfahrt. Das vom britischen Künstler Banksy finanzierte Rettungsschiff "Louise Michel" wurde in Lampedusa festgesetzt.

Der italienische Vizepremier und Chef der rechten Regierungspartei Lega, Matteo Salvini, sieht eine koordinierte Strategie von Menschenhändlern hinter der starken Migrationswelle in Richtung Italien. "Offenkundig ist ein Angriff der Kriminalität gegen Italien im Gange", sagte Salvini bei einer Wahlveranstaltung in Triest am Montag.

Zugleich sparte der Rechtspolitiker nicht mit Kritik an den im Mittelmeer engagierten Hilfsorganisationen. "Die Migration kann nicht von privaten Organisationen geregelt werden, die von ausländischen Staaten finanziert sind. Wenn die EU wirklich eine Union ist, erwarten wir uns Hilfe, weil Italien nicht allein im Umgang mit diesem Problem gelassen werden kann. Das können wir uns vom finanziellen und sozialen Standpunkt nicht leisten", so Salvini. In Kärntens Nachbarregion Friaul Julisch Venetien sind am Wochenende Regionalwahlen geplant. Die Region ist stark mit der Migrationsproblematik konfrontiert. Täglich gelangen Dutzende Migranten über die Balkan-Route nach Italien.

„Krieg gegen NGOs“ beenden

Auf Salvinis Worte reagierte die humanitäre Rettungsorganisation "Mediterranea" kritisch. Sie richtete am Montag an Premierministerin Giorgia Meloni und Staatspräsidenten Sergio Mattarella einen Appell, um den "Krieg gegen NGOs" zu beenden. "Es soll keinen Krieg mehr gegen NGOs und zivile Rettungsschiffe geben. Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um so viele Menschenleben wie möglich auf See zu retten", so Mediterranea in einem Brief. Die Organisation rief die Europäische Union auf, "angesichts eines Sommers, der hinsichtlich der Gefahren auf See schrecklich zu werden verspricht, eine europäische Rettungsaktion im Mittelmeer zu starten,", so die Organisation weiter.

Das vom britischen Straßenkünstler Banksy finanzierte Rettungsschiff "Louise Michel" wird derzeit im Hafen von Lampedusa festgehalten, nachdem die italienische Küstenwache behauptet hatte, es habe gegen die neuen Gesetze zur Regelung der Seenotrettung verstoßen und die Koordinierung der bereits laufenden Rettungsbemühungen "erschwert". "Es scheint absurd, denn da draußen sind Hunderte von Menschen in Gefahr, während wir hier festsitzen. Und die Folgen sind klar: mehr Tote auf See", sagte die Leiterin der "Louise Michel"-Mission, Morana Milijanovic, in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Montagsausgabe).

Viele Migranten aus Ägpten, viele davon minderjährig

Die starke Migrationsbewegung in Richtung Italien hält inzwischen an. In der Nacht auf Montag sind 650 Migranten im Hafen Roccella Jonica in der süditalienischen Region Kalabrien gelandet. Die meisten Migranten stammen aus Ägypten, zu ihnen zählen mehrere Minderjährige. Sie erreichten die Küste an Bord eines großen Fischerbootes, das sich wieder entfernte, berichteten italienische Medien.

In Kalabrien war am 26. Februar ein Fischkutter an den Felsen zerschellt. Mindestens 91 Menschen kamen ums Leben, zehn weitere Personen werden noch vermisst. 80 Personen konnten sich retten. Bei den Opfern handelt es sich hauptsächlich um Menschen aus Afghanistan, Pakistan und Iran.

Banksys Rettungsschiff auf Lampedusa festgesetzt

Der Bürgermeister der süditalienischen Insel Lampedusa, Filippo Mannino, forderte eine gemeinsame europäische Mission im Mittelmeer. "Europa und Italien müssen sich bewusst werden, dass im Mittelmeer Notstand herrscht. Es sterben weiterhin Frauen, Kinder und Männer", sagte der Politiker. Indes wurde das vom britischen Künstler Banksy finanzierte Rettungsschiff "Louise Michel" am Sonntag in Lampedusa festgesetzt. Das Schiff soll gegen die neuen Regeln für NGO-Schiffe, die im Mittelmeer Such- und Rettungsaktionen durchführen, verstoßen haben.

Die tunesische Küstenwache hat indes nach eigenen Angaben am Sonntag zwei Boote mit 74 Menschen an Bord an der Überfahrt nach Italien gehindert. 23 Migranten aus verschiedenen afrikanischen Ländern, die illegal über die algerische Grenze nach Tunesien eingewandert waren, wurden festgenommen, teilte die tunesische Küstenwache auf ihrer Facebook-Seite mit.

(APA)


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