Quergeschrieben

SPÖ: Uns aus dem Elend zu erlösen

Vielleicht wird nach geschlagener Vorsitzschlacht auch wieder ein wenig klarer, in welche Richtung die SPÖ nicht nur am 1. Mai marschieren will.

Überraschung! Zwar werden doch nicht alle SPÖ-Mitglieder für den Parteivorsitz kandidieren, sondern nur 73. Aber wer sich auf einen Showdown zwischen Pamela Rendi-Wagner (PRW) und ihrem burgenländischen Herausforderer, Hans Peter Doskozil (HPD), eingestellt hat: Ätsch! Mehr als siebzig Menschen sind offenbar davon überzeugt, dass sie die SPÖ besser auf Spur bringen könnten als Pamela Rendi-Wagner. Warum die amtierende Parteichefin nach diesem Zeugnis für ihr Wirken nicht den letzten Rest Selbstachtung zusammenkratzt und instant den sichtlich heiß umkämpften Posten halbwegs erhobenen Hauptes zur Verfügung stellt, ist ein Mirakel. Wegen anhaltender Kritik an ihrem Polithandwerk ließ PRW bekanntlich schon im Frühjahr 2020 SP-Mitglieder über ihr Schicksal entscheiden, damals ohne Gegenkandidaten.

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42 Prozent der Stimmberechtigten – in absoluten Zahlen 46.579 Menschen – stimmten ab, 71 Prozent davon pro PRW. HPD ist dem Vernehmen nach nicht gerade überglücklich, dass die damaligen Verantwortlichen auch die kommende Mitgliederbefragung abwickeln sollen. Denn bei der Auszählung gab es Bröseln, böse Worte wie Wahlmanipulation wirbelten durch die Medien: Mitglieder der Wahlkommission hätten, so der Vorwurf, nur mehr abnicken sollen, was eigentlich schon in den vorbereiteten Presseaussendungen stand. Fünf Wahlkommissionsmitglieder wollten aber lieber aufmucken statt abnicken, weshalb notariell beaufsichtigte Stichproben gezogen wurden.

Der Präsident der Notariatskammer bestätigte schließlich zwar nicht die Richtigkeit des Auszählungsergebnisses, aber das Procedere der Stichproben. Damals forderte Kärntens Landeshauptmann, Peter Kaiser, übrigens hoffnungsfroh, „die nervigen und uns selbst fesselnden Führungsdiskussionen unverzüglich einzustellen, die angezogene Handbremse zu lösen, geschlossen und mit voller Kraft und mutig(er) für Österreich und für unsere Bevölkerung nach vorn zu gehen!“ Doch das patscherte SP-Theater ging in die Verlängerung, die Querschießer querulierten weiterhin, die Partei blieb trotz multipler Krisen vornehmlich mit sich selbst beschäftigt. Und PRW saß trotz positiven Mitgliederbescheids nie wirklich fest im Sattel. Sehnsucht nach Macht macht offenbar leidensstark und erinnerungsschwach bis zur Selbstverleugnung. Wenn sie anlässlich der – ja, megagrusligen – schwarztürkisblauen Skandalheirat twittert, die Freiheitlichen dürften „kein Partner für die Sozialdemokratie“ sein, so scheint PRW gnädig vergessen zu haben, dass sie nach Ende der Regierung Kurz 1 gern auch mithilfe der Kickl-Blauen Bundeskanzlerin geworden wäre.

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