Reportage

New Yorker Star im Wiener Museum moderner Kunst: Ein schwarzer Künstler? "Ein Adam-Künstler!"

Wirkt eher wie eine Galerie als ein klassisches Maleratelier: Adam Pendleton in seinem Studio im sehr schicken Williamsburg, Brooklyn.
Wirkt eher wie eine Galerie als ein klassisches Maleratelier: Adam Pendleton in seinem Studio im sehr schicken Williamsburg, Brooklyn. Matthew Placek, Courtesy der Künstler/The Artist ]
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Zu Besuch im Studio von Adam Pendleton, der in den vergangenen zehn Jahren, parallel zur „Black Lives Matter“-Bewegung, eine steile Karriere hingelegt hat. Das Mumok zeigt jetzt die erste große Ausstellung des Künstlers in Europa.

Das passiert einem außerhalb Japans doch recht selten: Dass man sich die Schuhe ausziehen muss, wenn man ein Künstleratelier betritt. Doch in Adam Pendletons Studio im schicken Williamsburg, Brooklyn, werden Klischees vom Maler als chaotischem Genie in der Wunderkammer sowieso herzlich wenig bedient. Das Gassenlokal sieht schlicht aus wie eine sterile Galerie. Assistenten bringen hurtig Filzpatschen, um etwaige Socken-Fauxpas zu kaschieren. Dann wartet man: eine Stunde, zwei Stunden. Und erinnert sich: Der 39-jährige Künstler ist ein Shootingstar des US-Kunstmarkts der vergangenen Jahre. Über 600.000 Euro hat einer seiner Siebdrucke schon bei Christie's erzielt, seine Sammler heißen Leo DiCaprio oder Venus Williams.

Ab Donnerstagabend richtet ihm das Wiener Museum Moderner Kunst auf zwei Ebenen die erste umfassende Einzelausstellung in Europa aus. In der schmalen, aber sehr hohen Bibliothek, in der man hier noch am gemütlichsten wartet, lässt sich sein Zugang, auch sein Erfolg ermessen: Hier mischt sich intensiv „weiße“ Kunstgeschichte (Paul Klee, Joan Jonas, Picasso, Franz West) mit „schwarzer“ – Julie Mehretu, Carrie Mae Weens, Kara Walker. Pendletons Ursuppe, aus der er schöpft, hat er 2017 selbst in eine fette Publikation, seinen „Black Dada Reader“, gegossen. Begonnen wird hier mit Tristan Tsaras dadaistischem Manifest, verfasst in Paris 1918, enden tut es mit Pendletons eigenem heutigen Dada-Manifest von 2008, herrlich altmodisch und doch gegenwärtig zu lesen – man merkt, dass er aus der poetischen Performance einer queeren, aktivistischen, schwarzen US-Kunstszene kommt.

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