Die Ich-Pleite

Von Feuerwehrmännern und -frauen

Carolina Frank
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Frauen durften früher zwar jederzeit weinen, zur Feuerwehr durften sie nicht.

Mein Vater war Feuerwehrmann. Aber nicht so einer wie der Onkel, der nur bei Begräbnissen sein Feuerwehrauto ein bisschen spazieren fahren durfte. Sondern einer, der jeden zweiten Tag um sieben Uhr früh bei der Berufsfeuerwehr Innsbruck zum Dienst antrat und 24 Stunden später verdreckt, übermüdet und ­voller Geschichten wieder nach Hause kam. Manche erzählte er uns beim Frühstück, wie zum Beispiel die vom Papagei, der sich im Hofgarten auf einen Baum flüchtete und die Feuerwehrmänner auf der 30-Meter-Leiter stundenlang pflanzte. Andere Geschichten erzählte er nicht. Von denen wird er noch heute aus dem Schlaf gerissen.

Krisenintervention gab es damals für Einsatzkräfte noch nicht. Männer waren Helden. Und Helden weinten nicht. Frauen durften jederzeit weinen. Aber zur Feuerwehr durften sie nicht. Außer, wenn sie einen Staubsauger oder Besen dabeihatten. Bei den Freiwilligen Feuerwehren gab es ebenfalls keine Frauen. Ausgenommen das eine oder andere Ehrenmitglied, das der Feuerwehr eine neue Fahne spendierte. Doch das hat sich geändert, hat der Bundesfeuerwehrverband am Frauentag gemeldet. Letztes Jahr waren 60 % der neuen Feuerwehrmitglieder Frauen. Insgesamt beträgt der Frauenanteil damit 9 %. Steht weiter unten. Und noch weiter unten steht, dass wir da von den Freiwilligen Feuerwehren sprechen. Sprich: von unbezahlter Arbeit. Bei den Berufsfeuerwehren hingegen bewegt sich der Frauenanteil zwischen 1 % in Innsbruck, 0,1 % in Wien und 0 % bei den übrigen Berufsfeuerwehren. Immerhin ist der Frauenanteil bei der Feuerwehr wesentlich höher als bei den katholischen Priestern. Aber ich fürchte, an dem Tag, an dem auch dieses Männermonopol noch fällt, ist im Vatikan Feuer am Dach.  

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("Die Presse Schaufenster" vom 24.03.23)

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