Marilyn Manson im Hauptabend

Marilyn Manson Hauptabend
Marilyn Manson Hauptabend(c) EPA (GEORG HOCHMUTH)
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Der für seine provokanten Inszenierungen bekannte Rocksänger Marilyn Manson wird am Freitag in der ORF-Show "Helden von morgen" die Teilnehmer coachen. Wer profitiert mehr davon - der Künstler oder der Sender?

Das Finale der Talentesuche-Show „Helden von morgen“ findet erst kommende Woche statt. Ihren Höhepunkt könnte die Sendung aber schon heute, eine Woche davor, erleben. Seit Mittwoch ist der für seine provokanten Inszenierungen bekannte US-Rocksänger Marilyn Manson in Wien, um den verbliebenen vier Kandidaten der ORF-Musikshow Ezzes zu geben. Und das im Tandem mit Austropopper Rainhard Fendrich!

Als bekannt wurde, dass der nach Marilyn Monroe und dem Massenmörder Charles Manson benannte „Schockrocker“, der bis vor einigen Jahren zur Oberliga des amerikanischen Popbusiness gehörte, in einer ORF-Show zu Gast sein werde, ging ein überraschtes Raunen durch die österreichische Musik- und Medienbranche. Wieso tut sich das ein international erfolgreicher Künstler wie er an? Braucht er das Geld? Oder lechzt er so sehr nach Publicity? Musikexperten sind sich einig, dass er bis vor Kurzem einen Auftritt in einer so kommerziellen Sendung abgelehnt hätte. Allerdings konnte das jüngste Album „The High End of Low“ (2009) nicht mehr an die Erfolge anschließen, die der 42-jährige Sänger mit Platten wie „Antichrist Superstar“ (1996) und „Mechanical Animals“ (1998) hatte. Dafür gab er auch dem Plattenlabel Universal die Schuld, weshalb er seit einiger Zeit beim viel kleineren britischen Label Cooking Vinyl unter Vertrag ist. Zuletzt fiel er aber ohnehin weniger musikalisch auf, dafür mehr mit seinen Beziehungen zu hübschen Frauen, wie der Schauspielerin Evan Rachel.

„Poet des Grauens, des Schmerzes“

Und er hat sich auf das Malen verlegt. Erst im Juni 2010 hatte er einige seiner Aquarelle in der Wiener Kunsthalle auf dem Karlsplatz ausgestellt. Dorthin musste ihn der ORF am Donnerstag – zwischen den Dreharbeiten für die „Helden“ – für ein paar Stunden ziehen lassen. Manson präsentierte den Katalog zur Schau „Genealogies of Pain“, die Kunsthallen-Chef Gerald Matt – der Manson einen „Poeten des Grauens, des Schmerzes und der Gewalt“ nennt – kuratiert hatte. War das sein eigentlicher Beweggrund, erneut nach Wien zu kommen? Immerhin schwärmt er für die Stadt, aus der sein enger Freund, der österreichische Maler Gottfried Helnwein stammt, in der seine Exfrau Dita von Teese schon mehrfach Bälle aufgeputzt hat.

Wie viel der Auftritt von Manson gekostet hat, will im ORF freilich niemand verraten. Das sei ein „Geschäftsgeheimnis“, sagt Programmdirektor Wolfgang Lorenz. Allerdings bestätigt er, was ohnehin kaum jemand ernsthaft annehmen würde: Gratis macht Manson das nicht. Dass Künstler für einen Auftritt in einer ORF-Show nichts verlangen, komme nie vor, bedauert Lorenz: „Umsonst ist der Tod.“ Aber die Auftritte seien „in keinem Fall überteuert“ und würden sich, auch bei höheren Kosten, „über die Präsenz am Schirm rechnen“.

Wobei man sagen muss: Gastauftritte wie der von Marilyn Manson, Sängerin Jeannette Biedermann oder dem wortgewaltigen deutschen Rapper Sido, der in einer der ersten Folgen vom „Promi-Coach“ zum fixen Jurymitglied der Sendung avanciert ist, „rechnen“ sich nicht bloß – sie bescheren dem ORF sehr viel Publicity und dürften die Show sogar „gerettet“ haben. Auch wenn die Quoten mit durchschnittlich 400.000 Sehern immer noch unter den Erwartungen des ORF liegen, hat sie Erfolg. Weil die Einschaltquoten allein heutzutage nicht mehr viel über den Erfolg einer Sendung aussagen – anders als bei ähnlichen Shows vor einigen Jahren.

Das Interesse der jungen Zielgruppe zwischen zwölf und 29 an der Sendung ist vor allem im Internet erkennbar. Seit dem Start der „Helden“ wurde der Facebook-Auftritt der Sendung mehr als fünf Millionen Mal angeklickt, die Videos der Sänger auf YouTube zwei Millionen Mal angesehen. Auch die Zugriffszahlen in der ORF-TV-Thek, in der die aktuelle Show eine Woche lang zu jeder Zeit angesehen werden kann, sind sehr hoch.

Außerdem sei es schon ab der zweiten Sendung gelungen, Kandidaten mit ihren Titeln in die Hitparade zu bekommen. „Insofern ist diese Casting-Show des ORF auch die bisher erfolgreichste“, sagt Lorenz. Die „Helden von morgen“ seien rasch „Helden von heute“ geworden. Trotzdem glaubt er nicht, „dass wir im Herbst ein neues Casting-Format dieser Art machen werden“.

Zur Person

Marilyn Manson ist Sänger und bekanntestes Gesicht der gleichnamigen Rockband, die seit 1989 existiert. Er wird aufgrund seiner grotesken Outfits und provozierenden Texte gern „Schockrocker“ genannt. Das letzte Album „The High End of Low“ (2009) war nicht mehr so erfolgreich wie frühere. Im Juni 2010 präsentierte Manson in der Wiener Kunsthalle eine Auswahl seiner Aquarelle.

In der ORF-Show „Helden von morgen“ ist Manson heute, Freitag (20.15 h), als Coach der verbliebenen vier Kandidaten zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2011)

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