Theater in der Josefstadt

"Sommergäste" in der Josefstadt: Gorki in Wien, entrussifiziert

Elmar Goerden.
Elmar Goerden.(c) Caio Kauffmann
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Warum der deutsche Regisseur Elmar Goerden in seiner Josefstadt-Inszenierung von Maxim Gorkis „Sommergäste“ alle russischen Anklänge entfernt hat: Ein Gespräch.

„Das hätte ich unlauter gefunden“: So zu tun, als sei man im vorrevolutionären Russland, ist nicht die Sache von Regisseur Elmar Goerden bei seiner Inszenierung von Maxim Gorkis „Sommergäste“ für das Theater in der Josefstadt. Denn auch, wenn der russische Dramatiker darin Vertreter der Intelligenzija 1904 am Vorabend der Revolution zeigt und sie in einer Sommerfrische-Atmosphäre über mögliche Zukunftsszenarien diskutieren lässt, hat Goerden das Stück „nicht als dortiges Spezifikum angeschaut, sondern es in unsere Zeit geholt. Denn ich möchte Theater machen, wo ich bin“, wie er im Interview sagt.

Damit meint Goerden nicht, dass auf der Bühne Handys gezückt werden, sondern dass die zentralen Überlegungen, die das Stück aufwirft, im Verhältnis zur Gegenwart weitergedacht werden: „Die Kernfrage des Stücks – Wie soll man leben? – und die Beziehungen sind im Heute ebenso gut aufgehoben, ja, sie nehmen die aktuelle Zeit geradezu auf wie ein Löschblatt“, sagt Goerden. „Die Blaupause des Originals bleibt unverändert, vor allem die Figurenkonstellation, aber wir setzen ein zeitgenössisches Gebäude darauf.“ Goerden, der an der Josefstadt beispielsweise schon „Radetzkymarsch“, „Rosmersholm“ und „Medea“ inszenierte, hat auf Basis einer Übersetzung von Ulrike Zemme auch eine eigene Textfassung erstellt, in der russisches Lokalkolorit komplett entfernt wurde. „Inszenierungen von ,Sommergäste‘, die in der Entstehungszeit spielen, hat es bereits einige fantastische gegeben, spätestens bei Peter Stein. Aber damit ist man durch. Die Resonanzen, die das Stück bei der Uraufführung auslöste, können wir nicht rekonstruieren, aber trotzdem hat das Werk vieles, das lohnend ist“, sagt Goerden.

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