Weltmuseum

Prinzessin Leia als kulturelle Aneignung

Wakemup
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Eine seltsame Ausstellung hat man sich mit „Science Fiction(s)“ ausgedacht: Erlebnisräume erdrücken Werke wenig bekannter Künstler aus dem indigenen Futurismus.

Prinzessin Leia aus „Krieg der Sterne“ war eine kulturelle Aneignung, wahre Fans der Filmsaga wissen das natürlich. Ab morgen, Donnerstag, dann auch alle Besucher des Wiener Weltmuseums (und jetzt auch Sie): Leias charakteristische Frisur der zwei dicken Haarkringel über den Ohren, eine sogenannte Kürbisblüten-Frisur, tragen sonst nur unverheiratete Frauen der Hopi-Indianer in Arizona. Nicholas Galanin, ein Künstler mit indigenen Wurzeln ganz woanders, in Alaska/Kanada, hat sich jetzt gleich beide Kulturschöpfungen angeeignet, umgekehrt ist man in diesem Diskurs ja selten sonderlich zimperlich: Gleich am Beginn der neuen großen Sonderausstellung im Weltmuseum hängt seine Fotocollage, die diese Jungfrauen-Klischees Hollywoods und der Hopi-Indianer spiegelbildlich vereint.

„Science Fiction(s). Wenn es ein Morgen gäbe“ ist eine seltsame Ausstellung. Ihr Ansinnen ist aus dem Titel nicht eindeutig ablesbar, höchstens, dass es dem stattlich fünfköpfigen Kuratorenteam rund um Direktor Jonathan Fine (lauter Weiße plus der für die Erlebnisstationen zuständigen ugandisch verwurzelten Kulturvermittlerin des Museums) um eine Erweiterung populärer Zukunftsvisionen geht. Und zwar um die von indigenen, schwarzen und muslimischen Künstlerinnen und Künstlern.
Das gelingt oftmals opulent und (absichtlich?) schmerzhaft nah am Kitsch: Afrofuturismus ist nicht erst seit gestern, aber aktuell mehr denn je eine große Nummer in der bildenden Kunst. Voriges Jahr machte in London die Ausstellung „In the Black Fantastic“ in der Hayward Gallery von Kurator Ekow Eshun Furore, einige Künstler daraus, wie Nick Cave oder Wangechi Mutu, haben derzeit prominente Einzelausstellungen in New York. Eshun hat übrigens auch die laufende Ausstellung über schwarze Porträt-Malerei in Krems zusammengestellt, die den Hype um afroamerikanische oder afroeuropäische Kunst in seinen Höhen wie Vermarktung-Untiefen spürbar werden lässt.

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