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Bologna im Frühling

Das Umland von Bologna haben Reisende selten auf dem Radar. Doch das würde sich lohnen: Die Berge sind bis zu 2000 Meter hoch.
Das Umland von Bologna haben Reisende selten auf dem Radar. Doch das würde sich lohnen: Die Berge sind bis zu 2000 Meter hoch. (c) Smileus
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255. Gianluca, Trekking-Guide, erzählt von der Natur nahe Bologna – mit Höhlen und Wölfen.

„Schade, dass sich viele Bologna-­Touristen nur für die Stadt interessieren!“ Als Freelance-Guide in fünf stadtnahen Regionalparks arbeitet Gianluca Maini, 34. Er führt im Hinterland Halbtages- bis Wochentouren, macht Outdoor-Trekking oder Umwelterziehung für Schulen. „Wir übernachten in Dörfern, wo uns die Einheimischen aus ihrem Leben erzählen, oder in Hütten, manchmal im Zelt. Ich interpretiere ­diesen Job als einen kulturellen, erkläre Pflanzen und Tiere, sage, welche Geschichte hinter unseren Schritten liegt. Wir sind keine Alpinguides, eher Speaking Guides, nur mit dem Wetter sind wir ein bisschen vorsichtig.“

Auf kleinem Raum finden sich sehr unterschiedliche Vegetationen, von 2000 Meter bis fast zum Meeresspiegel: Die Gäste sind oft überrascht über die Vielfalt. „Bei Pianaggio haben wir sogar ein kleines Skiresort in den Wäldern.“ Dort führt er gelegentlich Schneeschuhwanderungen durch die alpine Prärie, mit Grasländern bis auf die Apennin-Gipfel wie den 1945 Meter hohen emilianisch-toskanischen Corno alle Scale. „Nacheiszeitliche Pflanzen kamen aus dem Norden. Als hier die Temperaturen stiegen, zogen sich die Pflanzen in höher gelegene, kühlere Regionen zurück.“

Frühling sei die beste Zeit, mit Primeln, Geraniengewächsen, Ginster. Dazu erzählt der Guide von Kreidefelsen im Parco dei Gessi mit seinen Grotten und Felsen, mit Wasserfällen und dem einen oder anderen Wolf – „unsere Bauern und Agrarleute finden Wölfe nicht schlecht. Die reißen ja vor allem die zerstörerischen weißen Eber und die Rothirsche.“ Und über seine längste Tour, die Via degli Dei, den Gottespfad von Bologna nach Florenz (130 Kilometer).

Gianluca selbst stammt aus Bologna. „Wir haben Landflucht, bei mir war die Flucht umgekehrt. Drei Jahre lang wohnte ich als sechzehnter Einwohner in einem winzigen Ort.“ Heute lebt der Naturführer wieder stadtnahe, heiratete, hat seit einigen Monaten Nachwuchs. „Ich komme der Stadt wieder näher. In letzter Zeit war ich kaum ­trekken. In Zukunft mache ich vielleicht einfachere Touren, Wein und Gastronomie – na ja, wenn ich alt bin.“ 

("Die Presse Schaufenster" vom 17.03.23)

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