Neugebauer drängt auf verpflichtenden Ethikunterricht

(c) Clemens Fabry
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Der Zweite Nationalratspräsident Fritz Neugebauer (ÖVP) sieht die SPÖ als Blockierer und will eine Enquete noch bis Juni. So solle gesichert sein, dass Schüler eine „ethische Wertehaltung“ vermittelt bekommen.

Wien. Ethikunterricht soll schon bald flächendeckend als Pflichtfach eingeführt werden: Das fordert der Zweite Nationalratspräsident und Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer (ÖVP) – und stellt sich damit gegen die bei der Budgetklausur im Oktober getroffene Vereinbarung mit dem Koalitionspartner SPÖ. Mit seinem Vorstoß reagiert Neugebauer auf die Forderungen eines Komitees um den evangelischen Bischof Michael Bünker und Philosoph Peter Kampits, die den Schulversuch Ethik als alternatives Pflichtfach etablieren wollen.

So solle gesichert sein, dass all jene Schüler, die keiner anerkannten Religionsgemeinschaft angehören oder sich vom Religionsunterricht abmelden, eine „ethische Wertehaltung“ vermittelt bekommen, so Neugebauer am Mittwoch bei einer von der „Presse“ moderierten Podiumsdiskussion. Es sei eine „Bringschuld“ des Staates, Jugendliche ethisch und moralisch zu erziehen. Der Staat sei sogar „verfassungsrechtlich dazu angehalten. Solidarität darf nicht aus der Mode kommen“.

Bislang verlief die Forderung nach einem verpflichtenden Ethikunterricht aus Spargründen immer im Sand. Zwar war dieser bereits im Koalitionsprogramm 2006 vorgesehen – allein, zur Umsetzung kam es nie. Bis heute wird Ethik nur als Schulversuch geführt, an dem sich österreichweit 194 AHS-Oberstufen und BHS beteiligen.

Kein Geld für den Schulversuch

In der aktuellen Legislaturperiode nahm man sich die Umsetzung nicht einmal mehr zum Ziel. Man plante lediglich eine Enquete zur Klarstellung der Details. Bei der Budgetklausur in Loipersdorf legte man sogar den Ausbau des Schulversuchs auf Eis. Direktoren müssen den Ethikunterricht durch „interne Umschichtungen“ finanzieren. Von 2011 bis 2013 spare man so 25 Millionen Euro, heißt es aus dem Unterrichtsministerium.

Gescheitert sei das klare Bekenntnis zum Ethikunterricht als Pflichtfach bisher an der SPÖ, so Neugebauer. Aber: „Jetzt wird sich der Koalitionspartner nicht mehr davonstehlen können.“ Neugebauer wolle „raschest“ versuchen, die geplante Enquete abzuhalten – am besten noch bis Mitte des Jahres.

Sobald der Ethikunterricht als Pflichtfach für die Sekundarstufe II (AHS-Oberstufe und BHS) eingeführt worden ist, werde man sich über die Ausweitung in die Sekundarstufe I (Unterstufe und Hauptschule) unterhalten müssen: „Es ist notwendig, altersadäquat auch jüngere Kinder Ethik zu lehren.“

Im Unterrichtsministerium beruft man sich auf die Vereinbarung mit der ÖVP: Man befürworte den Ausbau. Zusätzliche Mittel seien im aktuellen Budget aber nicht vorgesehen, heißt es aus dem Büro von Ministerin Claudia Schmied.

Ausführliche Berichte zur Veranstaltung „Ethikunterricht – brauchen wir das?“ lesen Sie am Montag im „Forum Bildung“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2011)

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