Teuerung

Wiener Caritas verzeichnet Rekord bei Winternothilfe

Yannick Stross
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9000 Anrufe beim Kältetelefon, 34.400 ausgegebene Mahlzeiten und 17.500 Besuche in den Wärmestuben: Durch die massive Teuerung hat die Not in Österreich zugenommen.

Die Krise mit der Rekordinflation hat der Caritas-Winternothilfe ebenfalls traurige Rekorde gebracht. Das Kältetelefon der Hilfsorganisation verzeichnete mehr als 9000 Anrufe, in den Wärmestuben wurden über 17.500 Besuche registriert. Mehr als 1000 Freiwillige waren im Einsatz. "Unser Ziel war von Beginn an klar: Kein Mensch soll auf Wiens Straßen erfrieren müssen", sagte Klaus Schwertner, Caritas-Direktor der Wiener Erzdiözese, am Mittwoch. Dieses Ziel sei erreicht worden.

Seit Anfang November ist die Winternothilfe der Caritas der Erzdiözese Wien aktiv. "Die kalte Jahreszeit ist für obdachlose Menschen besonders hart, Aufenthalte im Freien sind bei Minusgraden absolut lebensgefährlich", betonte Schwertner. "Die Wintersaison 2022/23 wird ein absoluter Rekordwinter sein." Die gute Nachricht laute: "Obwohl die Temperaturen vergleichsweise moderat geblieben sind, hat nicht nur die Not zugenommen, sondern auch die Hilfe hat rekordverdächtige Ausmaße erreicht."

Kältetelefon noch bis Ende April erreichbar

Insgesamt konnten 525 Menschen in den vergangenen Monaten einen Schlafplatz in Notquartieren der Caritas nutzen, der im Rahmen der städtischen Winternothilfe gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien zur Verfügung gestellt wurde. Trotz der bereitgestellten Notquartiersbetten sind nach Schätzungen der Caritas allerdings einige hundert Menschen in Wien aus unterschiedlichen Gründen akut obdachlos. Mobile Angebote, wie das mobile Ärztinnen- und Ärzteteam vom Louisebus, der Suppenbussen und vor allem die Streetwork-Teams der Caritas, sind für diese Menschen essenziell. Damit die Hilfe in Form von winterfesten Schlafsäcken, Winterkleidung und warmen Decken zu den betroffenen Menschen kommt, ist die Caritas auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen, hieß es.

Schwertner: "Durch die Unterstützung von 85 Kältetelefon-Freiwilligen und über 9000 Anruferinnen und Anrufer konnten wir in diesem Winter 380 akut obdachlose Menschen in ein warmes Notquartier bringen oder vermitteln." Bis Ende April ist das Caritas Kältetelefon in Wien unter 01/480 45 53 noch erreichbar. Mehrere Streetwork-Teams der Caritas sind weiterhin täglich unterwegs, um den Anrufen nachzugehen und obdachlose Menschen zu versorgen.

7000 Wärmestuben-Besuche mehr als 2021

In den 39 Wärmestuben der Caritas war die Nachfrage so groß wie noch nie: An 355 Öffnungstagen wurden mehr als 17.500 Besuche gezählt - beinahe 7000 mehr als im Vorjahr. Stark nachgefragt werden auch die vier erstmals angebotenen Frauenwärmestuben. Besucht werden die Wärmestuben von wohnungslosen Menschen genauso wie von Menschen, die zwar eine Wohnung, aber keine finanziellen Mittel mehr haben, diese ausreichend zu heizen.

Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Canisibus, dem Suppenfahrzeug der Caritas. Hierher kommen immer mehr armutsbetroffene Menschen, die noch ein Dach über dem Kopf haben. Rund 34.400 Mahlzeiten wurden in den vergangenen Monaten von freiwilligen Helferinnen und Helfern zubereitet und an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen ausgegeben. Auch in der Obdachloseneinrichtung "Gruft" wurden seit Anfang November 32.806 Mahlzeiten ausgegeben. 5702 Mal fanden obdachlose Menschen dort während der letzten Monate ein warmes Bett. Ebenso wurde das medizinische Angebot des Louisebus gut genutzt: 990 Menschen konnten in den Wintermonaten von freiwillig tätigen Ärztinnen und Ärzten medizinisch versorgt werden. Insgesamt wurden 2644 Behandlungen durchgeführt.

„Immer mehr Menschen bangen"

Die Caritas machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass das Thema Wohnungslosigkeit in Zeiten steigender Miet- und Energiepreise von besonderer Aktualität ist. Für immer mehr Menschen sind die Kosten kaum noch zu bewältigen. "Wir sehen es in unserer täglichen Arbeit: Immer mehr Menschen bangen darum, ihre Wohnkosten stemmen zu können", sagte Schwertner. "Bereits im vergangenen Jahr sind die Delogierungen um 20 Prozent gestiegen. Um Menschen vor Obdachlosigkeit zu schützen, braucht es dringend langfristige strukturelle Entlastungen wie eine grundlegende Reform der Sozialhilfe Neu oder eine langfristige Unterstützung im Bereich immer stärker steigender Mieten."

(APA)

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