Kunst

Der Nitsch ist tot, es lebe der Nitsch: Seine Karriere geht weiter

Nitsch GmbH/Feyerl
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Mistelbach, Wien, New York: In einem Atemzug mit Picasso wird Hermann Nitsch bereits genannt. Die Pace Gallery zeigt ihre erste Ausstellung Nitschs in New York. Und auch sonst ist rund um den ersten Todestag des Aktionisten einiges los.

Mit Superlativen hat Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder in Eröffnungsreden noch selten gespart. Bei der ersten posthumen Ausstellung Hermann Nitschs in seinem Mistelbacher Museum fing er damit auch nicht an, warum sollte er ausgerechnet hier: Schröder stellte den vor einem Jahr verstorbenen Wiener Aktionisten und Orgien-Mysterien-Gründer in eine Reihe mit Meistern wie Picasso und Matisse. Während vor dem Eingang zum Museum ewiggestrige Denkresistente ihre Tröten bliesen – gegen Nitsch, den „Kinderschänder“ und „Sodomisten“.

Es wirkte, als wäre ein düsteres Zeitfenster aufgegangen und man ein Vierteljahrhundert zurück katapultiert worden – als vor Schloss Prinzendorf Tierschützer und FPÖ gegen das Sechs-Tage-Spiel mobil machten. Diese knappe Woche war der jahrzehntelang vorbereitete Kulminationspunkt aller Orgien und Mysterien, die Nitsch sich in seiner Nachkriegsjugend in allen ekelhaften Grausamkeiten und voll überbordend barocker Sehnsucht nach intensivem Sinn und nach Sinnlichkeit im Menschlichen ausgedacht hatte. Und dass dieses Menschliche vor allem von zwei sich anscheinend bedingenden Trieben gesteuert wird, dem Zerstören und dem Begehren, dafür braucht man seinen Sigmund Freud nicht zu lesen. Sondern kann sich gleich mit Nitsch beschäftigen.

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