Goodlife Ceramics in Zürich setzt Scherben zu ästhetischen Tellern zusammen. Wie ­ für ein Zürcher ­Restaurant.
Ausstellung

Eine Frage der Designhaltung: Die Kultur der Reparatur

Reparatur wird gesellschaftsfähig: Das Zürcher Museum für Gestaltung ruft in seiner neuen Ausstellung die „Repair Revolution!“ aus.

Zwei Möglichkeiten sind es, die den Planeten retten können: Man verpflichtet sich selbst dazu. Oder man wird verpflichtet: etwa auch von der EU-Kommission. Letzte Woche hat sie angekündigt, dass sie den Konsumenten gern ein neues Recht in die Hand geben will – jenes auf Reparatur der Dinge, die sie kaufen. Denn bis jetzt fühlen sich die wenigsten Hersteller von Konsumgütern für die Produkte verantwortlich, die sich auf dem Planeten ansammeln. Zumindest nachdem sie verkauft und bezahlt sind. Was mit ihnen passiert, wenn sie kaputt werden oder nutzlos werden, kümmert keinen. Egal ob es ein alter Stuhl ist, der seine Zeit am Esstisch über Generationen tapfer abgesessen hat. Oder eine elektrische Zahnbürste, wie sie auch in der Ausstellung „Repair Revolution!“, extra mit Ausrufezeichen, im Museum für Gestaltung in Zürich hängt. Dort in einem Kontext, wie es sich der Hersteller vielleicht nicht so gewünscht hätte: Es ist eine Art „Wall of Shame“. Sie zeigt Produkte, die vom Konsumentenschutz in der Schweiz als besonders „reparaturfeindlich“ gekürt wurden.

Empowerment

Denn selbst wenn sich die Hersteller kaum darum kümmern, wer die Dinge später repariert: Viele Menschen würden es gern. Doch das Design der Dinge macht es ihnen unmöglich. Die Herstellerlogik ist klar: Was man nicht reparieren kann, muss man noch einmal kaufen. Und bis jetzt hat diese Gesellschaft, die überhaupt auf die Idee kommt, elektrische Zahnbürsten zu kaufen, das Problem auch eher ausgelagert: „Es sind vor allem die Länder des Globalen Südens, die unter unserer Wegwerfkultur leiden“, erzählt die Kuratorin der Ausstellung, Sara Jenner. Im Süden landet vor allem auch der Elektroschrott. Jene technischen Geräte, vor denen Menschen, die sie gekauft haben, plötzlich völlig ratlos stehen, wenn sie nicht mehr tun, was sie sollen. Geschirr spülen, Wäsche waschen, Kohlensäure in das Wasser blasen. Ziemlich im Stich gelassen von den Herstellern. Von denen sich die Konsumenten viel bieten lassen. Wie etwa auch die „Pentalob“-Schraube, die gleich neben der Zahnbürste im Museum hängt. Und die sich mit keinem herkömmlichen Schraubendreher lösen lässt. Apple will ja nicht, dass jemand seine Geräte öffnen könnte.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.