Der "herzverrückte" Thomas Kunst bekommt den Kleist-Preis

Thomas Kunst
Thomas Kunst Franziska Reck/Suhrkamp
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Der Kleist-Preis des Jahres 2023 geht an den 1965 in Stralsund geborenen Schriftsteller und Musiker Thomas Kunst.

Begeisterte Worte fand der Autor Feridun Zaimoglu für den hierzulande relativ unbekannten Leipziger Autor Thomas Kunst: Er sei "der herzverrückteste deutsche Dichter“, sei „brillant und gegenwartsresistent“, setze sich „über eingebildete Grenzen hinweg“. Zaimoglu hat - gemäß der Tradition des Kleist-Preises – als gewählte Vertrauensperson ganz alleine Thomas Kunst zum Träger des mit mit 20.000 Euro dotierten Preises bestimmt. Kunst, der auch Musiker ist, kommt von der Lyrik, sein Roman „Zandschower Klinken“ wurde 2021 auch in der „Presse“ begeistert besprochen.

Er schrieb Lyrikbände und verschiedene Romane, etwa „Die Verteilung des Lächelns bei Gegenwehr“ (1992), „Was wäre ich am Fenster ohne Wale“ (2005), „Die Arbeiterin auf dem Eis. Gedichte und Briefe“ (2013) und „KUNST Gedichte 1984-2014“ (2015). Den avantgardistischen Roman Freie Folge veröffentlichte der Autor 2015. Seine letzter Roman, „Zandschower Klinken“ (2021), stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2021. Das dichterische Werk von Thomas Kunst wurde bereits mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet.

Die gesamte Begründung von Feridun Zaimoglu: „Thomas Kunst ist der sprachbesessenste und herzverrückteste deutsche Dichter unserer Zeit. In seinen Gedichten und Romanen wagt er den Bruch mit dem Üblichen und Immergleichen. In seinem nördlichen Eigensinn setzt er sich über eingebildete Grenzen hinweg: Er ist ostdeutsch und weltgewandt, brillant und gegenwartsresistent. Er kann genauso gut und mächtig Sonettenkränze flechten, wie in Poemen die famose Geringfügigkeit des Glücks bebildern (z.B. in den Gedichtbänden „Die Arbeiterin auf dem Eis“, 2013, oder „Kolonien und Manschettenknöpfe“, 2017). Niemals lässt er sich vom Aktualitätszwang verführen. Als phantastischer Extremist gelingt ihm auch der Kampf gegen die gewöhnliche Metapher meisterhaft. Seine Verse leuchten, weil er die Wirklichkeit in ihren schönen Einzelheiten kennt. Nicht von ungefähr verehrt er Thomas Brasch und Nicolas Born. Wer Thomas Kunst liest, wird es lieben, nicht mehr ohne seine Worte auskommen zu wollen.“

Die Verleihung soll am 26. November während einer Matinée im Deutschen Theater erfolgen.

(red.)

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