Ökonomen fordern wegen hoher Inflation Zurückhaltung bei Löhnen und Preisen. Die Gewerkschaft beharrt in der laufenden Lohnrunde auf zweistelligen Forderungen.
Wien. Die hohe Inflation ist vorübergehend und wird so schnell verschwunden sein, wie sie gekommen ist – leider Fehlanzeige. Die jüngste Konjunkturprognose von Wifo und IHS hat diese Hoffnung endgültig zunichtegemacht. Die Institute haben ihre Inflationsprognose sogar noch einmal erhöht: Heuer verharrt die Teuerung jenseits der sieben Prozent, nächstes Jahr bleibt sie mit 3,5 Prozent (IHS) bzw. 3,8 Prozent (Wifo) hoch.
Hohe Inflation kostet Wohlstand und führt auch zu sozialen Problemen. Daher wird die Frage drängender, wie sich die Teuerung zurückdrängen lässt. Ökonomen von Wifo und IHS richteten am Donnerstag einen Appell an die Sozialpartner. „Diese müssen auf eine Zurückhaltung bei Preisen und Löhnen einwirken“, forderte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr. Auf dieser Linie ist auch Holger Bonin, der ab Juli das IHS leiten wird: So schwer das in der derzeitigen Situation auch sei, „Lohnzurückhaltung zu betreiben, ist hier ein wichtiger Punkt“, sagte er im Interview mit der „Presse“.
Die Aufforderung platzt mitten in die Frühjahrslohnrunde der Industrie. Die zweite Verhandlungsrunde in der Elektro- und Elektronikindustrie mit 60.000 Beschäftigten wurde am Freitag unterbrochen, die nächste Runde ist für 19. April geplant. Davor beruft die Gewerkschaft eine Betriebsrätekonferenz ein. Parallel verhandelt auch die Papierindustrie, demnächst startet die Chemische Industrie. In der Textilindustrie mit 7500 Beschäftigten einigte man sich auf eine Erhöhung der Kollektivvertragslöhne um 9,8 Prozent.