Der Fingerhut ist ein eigenwilliger Geselle.
Die Nachbarin, unter deren erdverkrusteten Händen alles gedeiht, schreitet seit Jahren im Juni durch ein Zauberreich riesiger Fingerhüte. Beneidenswert.
Meterhohe Digitalisblüten, wohin das Auge blickt. An den unmöglichsten Stellen gehen die wilden Schönheiten bei ihr auf, sowohl im Schatten als auch in der Sonne, in Blumenbeeten genauso wie in der Wildnis des Waldrandes. Die Hummeln werden taumelig bei ihrem Anblick. Sie verlassen in dieser gesegneten Phase meinen Garten, denn sie lieben die rosa-weißen Blütentrichter. Das tue ich auch – allein, hier wurde das nie was mit uns beiden. Bisher wollte die geheimnisvolle Prachtstaude in meinem Garten nicht Fuß fassen, obwohl ich Samen verstreute und Pflänzchen aussetzte. Alles umsonst.