Zwischenbilanz

Über 1000 Einsatzkräfte bei gewaltsamen Protesten in Frankreich verletzt

APA/AFP/LOU BENOIST
  • Drucken

Gegen 36 Beamte wird indes wegen des Verdachts übermäßigen Gewalteinsatzes ermittelt. Die zu Beginn friedlichen Proteste sind längst in Gewalt umgeschlagen.

Bei den gewaltsamen Protesten gegen die Pensionsreform in Frankreich sind nach Angaben des Innenministeriums seit Mitte März 1093 Polizisten und Feuerwehrleute verletzt worden. Außerdem habe es 2579 Brandstiftungen und 316 Angriffe auf öffentliche Gebäude gegeben, sagte Innenminister Gérald Darmanin der Sonntagszeitung "JDD". Zugleich werde gegen 36 Beamte wegen des Verdachts übermäßigen Gewalteinsatzes ermittelt. Zahlen zu verletzten Demonstranten nannte Darmanin nicht.

Die über viele Wochen friedlichen Proteste schlugen ab dem 16. März in Gewalt um. An jenem Tag hatte die Regierung die höchst umstrittene Reform zur schrittweisen Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre ohne Abstimmung im Parlament durchgeboxt. Der Verfassungsrat überprüft die Reform noch.

Den zuletzt häufig geäußerten Vorwurf, Polizisten seien aggressiv gegen Protestierende vorgegangen und hätten unverhältnismäßig Gewalt eingesetzt, wies der Innenminister zurück. Das Demonstrationsrecht schließe nicht das Recht auf Gewalttätigkeiten ein. Wenn Ultralinke und andere Krawallmacher die weit überwiegend friedlichen Proteste aufmischten, müssten die Ordnungshüter einschreiten, sagte Darmanin. Die Polizei könne legitime Stärke zeigen und dabei durchaus auch mal robust vorgehen, wie er es formulierte. Aber dabei reagiere sie auf extrem gewalttätige Angriffe professioneller Randalierer, denen es darum gehe, Sachwerte zu zerstören und Polizisten zu töten.

Neuer Streiktag angekündigt

Einen nächsten landesweiten Protesttag haben die Gewerkschaften für Donnerstag angekündigt. Weiterhin behindern Streiks das öffentliche Leben. Punktuell sind der Flugverkehr und die Versorgung von Tankstellen mit Kraftstoff beeinträchtigt.

Streikwelle: In Europa kehrt der Arbeitskampf zurück

In Deutschland, Frankreich, Großbritannien legen Streiks wieder das öffentliche Leben lahm – und stärken die seit Jahren schwächelnden Gewerkschaften. Hauptgrund ist die Inflation. Eine Analyse.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Müllberge in Paris. Im Kampf gegen die Pensionsreform der Regierung ist auch die Müllabfuhr in den Streik getreten.
Proteste

Umstrittene Pensionsreform in Frankreich: Präsident Macron manövriert sich in Sackgasse

Nach dem knapp gescheiterten Misstrauensvotum gegen die Regierung weitet sich der Widerstand gegen die Rentenreform aus. Am Mittwoch bricht der Präsident sein Schweigen.
Demonstration In Paris After The Result Of The Motion De Censure Police surround protesters in the Place Vauban, in fron
Frankreich

Franzosen protesierten weiter gegen umstrittene Pensionsreform

Da die Regierung zwei Misstrauensvoten überstanden hat, gilt die Pensionsreform als beschlossen. Fast 300 Personen wurden bei Demonstrationen in ganz Frankreich festgenommen.
Proteste nach Pensionsreform

Macrons Regierung übersteht Misstrauensvotum knapp

Nach dem Durchdrücken der neuen Pensionsreform übersteht das Kabinett von Emmanuel Macron den ersten von zwei Misstrauensanträgen. Die umstrittene Pensionsreform gilt damit als quasi besiegelt - das zweite Misstrauensvotum dürfte ebenfalls nicht durchgehen.
Frankreich

Proteste in Frankreich: "Die Demokratie geht auf die Straße"

Das Durchpeitschen der Rentenreform in der Nationalversammlung hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Der Widerstand gegen die Reform droht außer Kontrolle zu geraten. Am Montag stimmt die Parlamentskammer über zwei Misstrauensanträge ab.
Der französische Präsident ist auf Staatsbesuch in den Niederlanden. Die Wut über seine Pensionsreform verfolgt ihn offenbar bis dorthin.
Staatsbesuch

Proteste in Den Haag: Macron muss Rede unterbrechen

Eigentlich will sich Frankreichs Präsident Macron in Den Haag für mehr "europäische Souveränität“ einsetzen. Doch die Kritik an ihm begleitet ihn auch auf seinen Staatsbesuch: Von Zusehern wurde er lautstark während einer Rede unterbrochen, zwei Demonstranten wurden festgenommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.