Szenisch wie musikalisch zäh, mit nur bedingt überzeugenden Rollendebüts: Wagners „Tannhäuser“ erntet viel Jubel, aber auch einige Buhs - vor allem für den Dirigenten Andris Nelsons, vereinzelt auch für Jonas Kaufmann, Marlis Petersen und Regisseur Romeo Castellucci.
Wenn einem bei einer Wagner-Premiere Adrienne Gessner als Mama Wahl im „Weiten Land“ einfällt, dann ist das kein gutes Zeichen. Im Hotel am Völser Weiher lässt Schnitzler ja das Gespräch auf Umfragen kommen: Sollen etwa Wagneropern komplett aufgeführt werden oder nicht? In Ernst Lothars legendärer Inszenierung entfährt es der Gessner als Frau Wahl in unerschütterlichem Brustton: „Gekürzt, nur gekürzt!“ Am Samstag gab es im großen Festspielhaus nichts zu lachen: Richard Wagners „Tannhäuser“ stand zur Eröffnung der von Nikolaus Bachler neu aufgestellten Osterfestspiele auf dem Programm, gegeben in der nahezu ungestrichen Pariser bzw. Wiener Fassung. Aber natürlich war es nicht Wagners allzu ausufernde Fantasie, die diesmal sogar einigen Puristen die Sehnsucht nach dem Rotstift eingeimpft haben dürfte. Sondern in erster Linie der Dirigent.