"Tal der Wölfe": Trotz Antisemitismus-Vorwurf im Kino

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Der umstrittene türkische Actionfilm "Tal der Wölfe - Palästina" kommt Ende Jänner in 25 Ländern in die Kinos. Er verhandelt den israelischen Angriff auf die Gaza-Flotte. Dem Streifen wird Anti-Israel-Propaganda vorgeworfen.

Der Geheimagent Polat Alemdar macht sich nach Israel auf, um die Verantwortlichen für die Angriffe auf die Gaza-Flotte zur Strecke zu bringen. Und zwar auf blutige und brutale Art. Dazwischen sagt er Dinge wie: "Ich bin nicht nach Israel gekommen. Ich bin nach Palästina gekommen." Der türkische Actionfilm "Tal der Wölfe - Palästina" provoziert - und droht, das Verhältnis zwischen Israel und der Türkei noch weiter anzuspannen. Kommende Woche läuft der Film weltweit in 25 Ländern an, teilte die Produktionsgesellschaft Pana Film mit. Auch in Österreich wird der Streifen ab 27. Jänner zu sehen sein.

Spiegelt Stimmung der Bevölkerung wieder

Da wie dort wird er wohl Diskussionen auslösen. Der Film arbeitet nämlich den israelischen Angriff auf das türkische Hilfsschiff Mavi Marmara vom Mai 2010 cineastisch auf, bei dem Soldaten bei einem Einsatz gegen eine Gaza- Friedensflotte neun türkische Aktivisten getötet haben. "Tal der Wölfe" glänzt dabei nicht gerade mit Ausgewogenheit.

Seit dem Vorfall gilt das politische Verhältnis von der Türkei zu Israel als äußerst schlecht, die türkische Öffentlichkeit reagierte mit Wut und Empörung. Der Film spiegelt diese allgemeine Stimmung wider.

Diplomatische Irritationen

In israelischen Medien stößt das Szenario auf Kritik, "Tal der Wölfe" werden antisemitische Untertöne vorgeworfen. Sogar diplomatische Irritationen zwischen der Türkei und Israel hat "Tal der Wölfe" schon provoziert: Im Jänner 2010 bestellte das israelische Außenministerium aus Protest gegen eine als verunglimpfend bezeichnete Darstellung des Landes den türkischen Botschafter Ahmet Oguz Celikkol ein. Der musste vor laufenden Kameras symbolträchtig auf einer niedrigeren Couch Platz nehmen und erhielt bei der Begrüßung keinen Händedruck. Die daraufhin folgende türkische Drohung, den Botschafter aus dem Land abzuziehen, konnte durch eine offizielle Entschuldigung Tel Avivs verhindert werden.

Nach Angaben der Produktionsfirma Pana Film ist bislang von israelischer Seite keine direkte Reaktion auf den baldigen Kinostart eingegangen.

"Schreckensregime" der Amerikaner im Irak

Es ist nicht das erste Mal, dass "Tal der Wölfe" in dieser Hinsicht negativ auffällt: Seit 2003 lief "Kurtlar Vadisi", die der Originaltitel, äußerst erfolgreich als Serie im türkischen Fernsehen, mehrere Kinofilme waren ein Kassenschlager. Die gezielte Verquickung von Fiktion und realen Vorfällen, verbunden mit nationalistisch geprägten politischen Aussagen gegen die USA und Israel, ist das Erfolgsrezept: "Wir sprechen Dinge an, die keiner hören will. So machen wir denen Angst, die schuldig sind", meinte Hauptdarsteller Necati Sasmaz, der den Geheimdienstler Alemdar in Kino und TV verkörpert.

In dem Kinofilm "Tal der Wölfe - Irak" aus dem Jahr 2006 wurde etwa ein amerikanischer Überfall auf eine türkische Einheit im kurdischen Nordirak zum Aufhänger genommen. Im Film entlarvten türkische Truppen daraufhin ein "Schreckensregime" der Amerikaner im Irak, in dem etwa ein jüdischer Arzt noch lebenden muslimischen Gefangenen Organe entnimmt.

Die Provokation zahlt sich auf alle Fälle aus: Mit 10 Millionen Dollar Budget (rund 7,4 Millionen Euro) ist "Tal der Wölfe - Palästina" eine der bisher teuersten türkischen Produktionen. Die Produktionsfirma will ihn in insgesamt 80 Ländern vermarkten.

(Ag.)

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