Pizzicato

„Dirty Don“ und der kurze Prozess

Der Mann in Mar-a-Lago erging sich in Untergangsfantasien über sein gottverlassenes Land, die Elite und die Justiz, die sich gegen ihn verschworen haben – den größten Präsidenten, der je auf dem Planeten gewandelt war.

Donald Trump stand in seinem Privatklub in Florida vor der Explosion – ein brodelnder Vulkan vor der Eruption. Ins steinern-grimmige Gesicht war die orange Tönung zurückgekehrt, die Haare standen ohnehin in Flammen.

Wo war Melania, seine Gefährtin in schweren Stunden, für ein Cool-down? Hatte sie sich in ihre Gemächer zurückgezogen und ihren Donald ausgesperrt, den nunmehr aktenkundigen Lügner und Betrüger, dessen Seitensprünge quasi amtlich geworden sind?

Trost fand Trump bei seinen Freunden von „Fox News“ und in den Briefen aus den letzten 40 Jahren, die er im Coffee-Table-Book „Letters to Trump“ versammelt hat – von Richard Nixon, Ronald Reagan, Clint Eastwood, Lady Diana und natürlich von Kim Jong-un, dem lieben Brieffreund aus Pjöngjang. Dass Viktor Orbán aus Budapest Durchhalteparolen an ihn schickte, erfüllte ihn mit Genugtuung – und die Betrachtung der prachtvollen Säbel und Schwerter, der saudischen Staatsgeschenke, mit Rachegefühlen. Wenn „Dirty Don“ rot sieht: Trump dachte an Eastwood und daran, wie er als „Dirty Harry“ kurzen Prozess machte. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2023)

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