Der Trickdieb will dir zuerst eine Zeitung verkaufen. Während du in deiner Geldbörse nach einer passenden Münze sucht, stellt er mit einem raschen Blick fest, wie viele Scheine in deiner Börse stecken. Sind es genug, fleht er dich geradezu um eine weitere Kleinigkeit an.
Unlängst sagte ein Freund zu mir: „Ist dir schon einmal aufgefallen, dass in den klassischen russischen Romanen niemand arbeitet?“ In der Tat, weder bei Lermontov noch bei Turgenjew noch bei Tolstoi wird gearbeitet. Auch Raskolnikov arbeitet nicht. Im Roman „Anna Karenina“ beschäftigt sich zwar Ljewin, eine Nebenfigur, mit Landwirtschaft, er ist dabei aber mehr Utopist als Bauer, ein Vorfahre der späteren Tolstojaner. Arbeiten im weiteren Sinn? Tschitchikow, die Hauptfigur in Gogols „Die toten Seelen“, betätigt sich als eine Art Aufkäufer derselben, ist also ähnlich wie der falsche Revisor Chlestakow in der Gogol'schen Komödie „Der Revisor“ ein Betrüger. In den Romanen etwa Balzacs, die zum Teil beinah ein Jahrhundert früher entstanden sind, wird tüchtig gearbeitet – freilich auch oft mit unlauteren Mitteln, gierig und skrupellos. Damals war der kapitalistische Entrepreneur ein neuer sozialer Typus.