Kritik

Ein strahlender Gral für den Ostertisch

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
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Wagners „Parsifal“ in der Staatsoper mit vielen tollen Rollendebütanten.

„Schande! Schande!“, brüllte es aus dem Publikum nach dem ersten Aufzug. Wohl kaum, weil ein paar Unwissende gewagt hatten, zum Applaus anzusetzen, was ohnehin sofort von den Kundigen im Publikum niedergezischelt wurde. Für Wagnerianer ist ehrfürchtige Stille obligat, nach der Enthüllung des Grals auf offener Bühne. Die Leben spendende Schale kam dabei wieder als leuchtender Becher aus einem Postpackerl. Herausgeholt von den Wärtern im Gefängnis, wo der erwachsene singende Parsifal sich selbst als stumm spielenden Jungen auf seinem Weg zum Erlöser begleitet. Hierin lag wohl der Grund für die „Schande“-Rufe.

Doch braucht man nur in die Welt zu blicken: Die Schande lebt – viel zu gut. Insofern liegt Regisseur Kirill Serebrennikow nicht so falsch, wenn er die Gralsritter-Eliten im Häfen ihrem Untergang entgegenwesen lässt. Darauf hoffend, von einem durch Mitleid wissend gewordenen Toren erlöst zu werden. Musikalisch musste sich an diesem Gründonnerstag in der Staatsoper jedenfalls niemand genieren. Viel neues Personal stand auf der Bühne, während im Graben, wie seit der Lockdown-Premiere im April 2021, Philippe Jordan für Umsicht und detailfreudiges Orchesterblühen sorgte. Er wusste aber auch im zweiten Aufzug die Dramatik anzuheizen und ließ die Musik bis knapp unter Transzendenzniveau hochfahren, wenn es um die Gralsdinge ging. Das Orchester war traditionell entschlossen, Wagner klangprächtig zu dienen.

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