Glaubensfrage

Papst Franziskus ist wieder da

Vor der Karwoche noch in der berühmten römischen Gemelli-Klinik, jetzt wieder bei allen Gottesdiensten zu Ostern dabei. Was hatte der Vatikan zu verheimlichen?

Die jüngsten Bilder, als Papst Franziskus gezwungen war, einige Tage im Spital zu verbringen, weckten Erinnerungen. Sie erinnerten an Momente, als weltweit nach dem Schussattentat auf dem Petersplatz 1981 um das Leben von Papst Johannes Paul II. gebangt wurde. Aberdutzende Journalisten, TV-Teams, Fotografen standen auch diesmal vor der Gemelli-Klink in Rom. Wieder galt das Interesse dem zehnten Stock, dem „Papst-Trakt“.

Jetzt, eine Woche später, in der entscheidenden Karwoche mit Ostern als Abschluss und Höhepunkt für die Christenheit ist alles anders. Der Papst ist zurück aus der Uniklinik. Der 86-Jährige leitete wieder all die wichtigen und besonders eindrücklichen Gottesdienste dieser Tage. Ja, mit ihm zelebrierende Kurienkardinäle standen öfter am Altar, während er saß, als Tribut an seine Knieprobleme. Das war aber auch schon in der Vergangenheit bei gesundheitlichen Problemen des Oberhaupts der Katholiken so. Business as usual also?

Nun, zurück bleiben wir mit der Frage, wie weit der Papst tatsächlich den Vatikan im Griff hat. Wie weit er Veränderungen tatsächlich durchsetzen konnte. Denn zunächst hieß es aus dem Vatikan vor mittlerweile eineinhalb Woche nur sehr einsilbig, Papst Franziskus sei nach der routinemäßig absolvierten Generalaudienz in die Gemelli-Klinik gebracht worden. Vatikansprecher Matteo Bruni nannte als Grund wörtlich „geplante Untersuchungen“. Mehr nicht. Eine transparente Kommunikation sieht anders aus.

Das nährte natürlich sofort in Medien aberwitzigste Spekulationen. Außerdem sickerte durch, dass der Papst per Rettung den Vatikan verlassen hat. Sieht so das Prozedere für „geplante Untersuchungen“ aus? Erst später wurde eine Entzündung der Atemwege als Grund für die Einlieferung des Papstes genannt, dann konkreter eine Bronchitis. Eine redliche Kommunikation sieht anders aus.

Für ihn stellt das abgesehen vom Alter alles andere als eine banale Erkrankung dar – schließlich ist seit Jugendtagen einer seiner Lungenflügel nur eingeschränkt funktionstüchtig. Das ist ein Rückfall in Zeiten von Geheimhaltung, vom Legen falscher Fährten oder gar von Vertuschung. Und entspricht so gar nicht dem Stil dieses Pontifikats.

Oder vielleicht doch? Geheimniskrämerei gibt es auch im Umgang mit China. Da existiert ein Abkommen mit dem kommunistischen Regime über die Besetzung von Bischöfen – der Öffentlichkeit wird der Inhalt verschwiegen. Soeben hat die Volksrepublik Bischof Shen Bin nach Shanghai versetzt, ohne das mit Rom zu akkordieren. Der Vatikan erfuhr das aus den Medien, wie Sprecher Matteo Bruni erklärte. Ein faules Osterei sozusagen.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2023)

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