Pizzicato

Die Mär des „Mia san mia“

Ein konstituierendes Element des gepflegten Bayerntums von der Staatskanzlei bis zum Stammtisch, vom Zeltfest bis zur Stadiontribüne ist die Grundhaltung des „Mia san mia“ als Philosophie des Freistaats, zumeist bekräftigt mit einem zünftigen Prost.

So ging das jahrzehntelang in München, in der CSU-Zentrale wie an der Säbener Straße, dem Sitz des FC Bayern München, den Serienmeistern in Politik und Fußball. Von München aus richteten sie dem Rest der Republik aus: „Seht zu – und lernt.“

Dieses „Mia san mia“ als Erfolgsprinzip hat jetzt freilich einen argen Dämpfer erlitten. Mit hängenden Köpfen und wie begossene Pudel schlichen die Bayern-Kicker nach der Champions-League-Schlappe gegen Manchester City vom Feld. Lothar Matthäus hatte schon vor Längerem geunkt, dass das „Mia sa mia“ eine Mär sei, und damit die Mächtigen des Klubs gegen sich aufgebracht. „Unter mir kriegt der nicht einmal einen Job als Greenkeeper“, soll Patriarch Uli Hoeneß einmal gepoltert haben wie einst F. J. Strauß.

Strauß-Schüler Markus Söder, unter die 40-Prozent-Marke gefallen, versucht sein Glück im Wahlkampf als DJ Söder: Der fränkische Elvis offenbart die Palette von „In the Ghetto“ bis Sinatras „Fly Me to the Moon“. Fürs Lokalkolorit sorgt auf seiner Playlist für alle Fälle die Spider Murphy Gang: „Wer wird denn woana“. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2023)

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