Immo-Preisspiegel 2023

Immobilienmarkt bremst sich ein

Wirtschaftskammer: Dynamik der anhaltenden Preisanstiege "deutlich abgeschwächt“. Gesunkene Nachfrage am Wohnungsmarkt lässt die Preise stagnieren.

Die Zeit der hochfliegenden Immobilienpreise ist vorbei. Die Dynamik der anhaltenden Preisanstiege habe sich "deutlich abgeschwächt", hielt der Fachverband der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) am Mittwoch in einer Pressekonferenz fest. Seit Herbst 2022 sei nun zum ersten Mal seit zehn Jahren ein Rückgang bei Immobilientransaktionen zu bemerken. Die gesunkene Nachfrage am Wohnungsmarkt lasse die Preise nun stagnieren.

Baugrundstücke in Österreich verteuerten sich

Trotz Beruhigung gegenüber den Jahren davor waren die Preisanstiege aber bis zuletzt immer noch kräftig: Baugrundstücke in Österreich verteuerten sich laut "Immobilienpreisspiegel 2023" im bundesweiten Schnitt um 8,95 Prozent auf 407 Euro pro Quadratmeter, Eigentumswohnungen im Erstbezug um 5,8 Prozent auf 3.323 Euro, gebrauchte Wohnungen 5,9 Prozent auf 2.116 Euro, Reihenhäuser um 4,6 Prozent auf 2.084 Euro und Einfamilienhäuser um 5,1 Prozent auf 2.325 Euro.

"2022 war der Markt in der zweiten Jahreshälfte stagnierend, wir hatten einen leichten Rückgang bei den Transaktionen und große Unsicherheiten bei den Käuferinnen und Käufern", fasste WKÖ-Fachverbandsobmann Gerald Gollenz die Marktentwicklung im Gespräch mit der APA zusammen.

Der "Immobilienpreisspiegel 2023" veranschaulicht laut Branchenvertretung jedenfalls einen "Rückgang der rasanten Preisanstiege in ganz Österreich". Während sich Baugrundstücke in der Zeit davor in fast allen Bundesländern im zweistelligen Prozentbereich verteuert hatten, traf das im vergangenen Jahr nur noch auf Wien zu, wie der stellvertretende Fachverbandsobmann und Fachgruppenobmann in Niederösterreich, Johannes Wild, berichtete.

Preise stagnieren - mit wenigen Ausnahmen

"Die dynamischen Preisentwicklungen der letzten Jahre gehören vorerst der Vergangenheit an. Durch die gesunkene Nachfrage werden die Preise im laufenden Jahr mit wenigen Ausnahmen stagnieren", resümierte Gollenz. Ein Rückgang oder gar Preisverfall am Wohnungsmarkt ist aber seiner Meinung nach "nicht zu erwarten".

"Das glaube ich nicht, dass die Preise zurückgehen - es gibt nach wie vor die hohen Grundstückskosten und die hohen Baukosten", sagte Gollenz zur APA. Und auch die Nachfrage sei "schon noch soweit gegeben". "Wir haben ein Niveau erreicht, das sich leicht eindämpfen wird", so der Marktexperte, der vorerst eine "Seitwärtsbewegung" bei den Preisen erwartet. "Der Markt wird eine Zeit lang so bleiben - sicher heuer und nächstes Jahr -, bis die Bauindustrie wieder soweit ist, um uns bedienen zu können, bis deren Auftragsbücher nicht mehr so voll sind."

In den kommenden Jahren kommen weniger Wohnungen auf den Immobilienmarkt

Aktuell treffe die nachlassende Nachfrage auf ein "nach wie vor knappes Angebot". Die Bautätigkeit der Projektentwickler habe sich verlangsamt, weshalb in den kommenden Jahren weniger Wohnungen auf den Markt kommen. "Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn schon viele 'Hochs und Tiefs' der Immobilienwirtschaft erlebt, aber selten so viel Verunsicherung gesehen wie derzeit", strich Gollenz hervor. Dazu tragen seiner Meinung nach eine Vielzahl von Faktoren bei - die hohe Inflation, steigende Zinsen, verschärfte Kreditvergaben sowie die hohen Energiekosten.

Bei den Maklerunternehmen kommen laut Wirtschaftskammer Abschlüsse oft nicht zustande, da sowohl auf Verkäufer- als auch auf Käuferseite abgewartet werde, wie sich die Preise entwickeln. Entscheidungen würden verschoben.

In nächster Zeit werden weniger Bauten errichtet

Beim Wohnungsneubau ist in den kommenden Jahren mit gebremster Aktivität zu rechnen. Nachdem in den vergangenen drei Jahren die Wohnbauleistung enorm gestiegen sei, würden in nächster Zeit weniger Bauten errichtet. Zwischen 2020 und 2022 seien in Österreich noch 138.600 Wohneinheiten geschaffen worden. "Die Werte der letzten Jahre werden so bald sicher nicht mehr erreicht werden", sagte der stellvertretende Fachverbandsobmann und Fachgruppenobmann in Wien, Michael Pisecky.

Bauträger stellten ihre nächsten Projekte vorerst ein

Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten hätten zahlreiche Bauträger ihre nächsten Projekte vorerst eingestellt, was zu einer weiteren Verknappung führe. In Wien gab es den Angaben zufolge 2019 noch über 22.100 bewilligte Wohneinheiten, 2022 war es nicht einmal mehr die Hälfte und für 2024 wird in der Kammer auch nur mit 12.000 gerechnet, 2025 nur noch mit 7.500.

"Prognosen zur Preisentwicklung lassen sich derzeit nur schwer treffen", sagte Pisecky. Unsicher sind die Zeiten auch für die Immobilientreuhänder: Zur ohnehin angespannten Situation kommen den Angaben zufolge zusätzliche Regulatorien, die im vergangenen Sommer in Kraft getretene KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) zur Verschärfung der Kreditvergabekriterien sowie das ab heuer im Juli geltende Bestellerprinzip, wonach der Auftraggeber die Maklergebühr zu zahlen hat. "Heuer wird es spannend, wir werden durchboxen müssen, spätestens nächstes Jahr sollte das eine oder andere Projekt kommen", sagte Gollenz zur APA. (APA/red.)

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