Islamist plant Rückkehr

Islamist plant Rueckkehr
Islamist plant Rueckkehr(c) AP (Christophe Ena)
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Exilpolitiker Rached Ghannouchi: "Strebe aber kein Amt an."

Der im Londoner Exil lebende tunesische Islamistenführer Rached Ghannouchi (69) will „sehr bald“ in seine Heimat zurückkehren. Dem „Spiegel“ erklärte er, er strebe in Tunesien kein Amt an. „Ich bin kein Khomeini“, erklärte der Chef der nach dem Wahlerfolg ihrer Kandidaten 1989 verbotenen Islamistenpartei Ennahdha („Wiedererweckung“). Unter dem nach Saudi-Arabien geflohenen Diktator Ben Ali war er zu einer Haftstrafe von dreimal lebenslänglich verurteilt worden.

2000Polizisten demonstrieren. In Tunis protestieren am Samstag erneut tausende Menschen gegen die Übergangsregierung von Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi. Auch 2000Polizisten gingen auf die Straße und forderten die Schaffung einer Gewerkschaft, bessere Bezahlung sowie den Rücktritt aller in Ben Alis Partei verbliebenen Regierungsmitglieder.

Premier Ghannouchi hatte zuletzt in einem TV-Interview versprochen, die Übergangsphase werde „mit demokratischen Wahlen“ zu Ende gehen. Außerdem würden „sämtliche undemokratischen Gesetze“ abgeschafft.

Auch in Algerien kam es gestern zu Protesten. Trotz eines Demonstrationsverbotes versammelten sich Anhänger der Oppositionspartei RCD. Bei Zusammenstößen mit der Polizei seien 32Menschen verletzt worden, sagte Parteichef Saïd Saadi.

Demonstrationen gab es auch in anderen arabischen Ländern: Schon am Freitag hatten in der jordanischen Hauptstadt Amman 5000Menschen gegen hohe Lebensmittelpreise und Korruption demonstriert. Es war dies der bisher größte Protest nach einer Reihe kleinerer Versammlungen.

Die Welle der Selbstverbrennungen reißt indes nicht ab: In Saudi-Arabien erlag ein Mann seinen Brandverletzungen. In Marokko versuchten drei Männer, sich selbst anzuzünden. Die Vorfälle ereigneten sich in Smara in der Westsahara-Region, in Beni Mellal im Zentrum des Landes sowie in Casablanca, wie einheimische Medien berichteten.

Auch in Ägypten, Algerien und Mauretanien hatten in den vergangenen Tagen mehrere Menschen gegen die Lage in ihren Ländern protestiert, indem sie sich anzündeten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2011)

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