Prunkbau im aerodynamischen Zuschliff: Mit dem EQS SUV bietet Mercedes einen naturgemäß gehobenen - und gewichtigen - Beitrag zur E-Mobilität.
Strom hat kein Gewicht, insofern ist es unerheblich, ob man das Mercedes EQS SUV komplett leer oder voll geladen auf die Waage stellt. Dass das Elektroauto hingegen schon ein Gewichtsthema hat, lässt sich auf der Skala ablesen: 2810 Kilogramm für das Modell 580 4Matic (ohne obligate Sonderausstattung).

Nun sollte man nicht ausgerechnet von Mercedes die Bereitstellung puristischer, womöglich leistbarer E-Mobilität mit der Selbstbescheidung auf Kurzstrecken erwarten. Aber ob Tesla Model X (2,5 Tonnen), Range Sport Sport PHEV (2,9 Tonnen) oder eben EQS SUV: Bei solchen Kalibern ist jedem PR-Gesäusel von Nachhaltigkeit und Klimaschutz entschieden entgegenzutreten. Des technischen Hintergrunds wegen: In China ist es billiger Strom aus verbrannter Kohle, der dem Lieferanten CATL zur Erzeugung der Batteriezellen dient.
Ein ohne Peripherie (wie Thermomanagement) etwa 700 kg schweres Batteriepaket, wie es den EQS mit 108,4 kWh an Nettokapazität Energie versorgt, geht zwangsläufig mit einem CO2-Rucksack ins Rennen, der mehreren Zigtausend gefahrenen Verbrenner-Kilometern entspricht.
Sieht man sich den Strommix in der EU an (Anteil der Energieträger an der Nettostrom-Erzeugung im Jahr 2022: Kernenergie 23,6 %, Erdgas 17,8 %, Braun- und Steinkohle 17,3 %, Windenergie on- und offshore 16 %), so ändert sich an der grundlegenden Bilanz im Fahrbetrieb auch nur wenig. Das mögen die Geburtswehen der Elektromobilität sein; an Intentionen, Plänen, Initiativen, auch von Mercedes, die Gegebenheiten in eine andere Richtung zu drehen, mangelt es auch nicht – und sie werden irgendwann nicht Greenwashing, sondern belastbare Resultate liefern. Aber da sind wir noch nicht.
Druckvoll
In der Zwischenzeit reden wir deshalb lieber über Luxus, Opulenz und Fahrkomfort, dessen sozusagen natürliche Heimstatt das hier vorgestellte Auto ist.
Alles technisch Mögliche wird aufgeboten, damit sich die Insassen eben nicht wie im Kleinlaster fühlen – mit einigem Erfolg. Allen voran durch den überaus druckvollen Antrieb an beiden Achsen, zusammen 400 kW/544 PS mobilisierend, der Sprints wie im Sportwagen und Tempo 210 ermöglicht (was wir allerdings nur dem Papier entnehmen).

Das Fahrwerk bietet jede Raffinesse bis hin zur Luftfederung auf, um Wanken und Schwanken zu unterbinden, und weil die Hinterräder optional mit bis zu zehn Grad Einschlag mitlenken (Serie: 4,5 Grad), ist Tiefgaragen trotz Gardemaß von über 5,1 Metern Länge der Schrecken genommen.
Tatsächlich ist es der Eindruck größter Leicht- und Mühelosigkeit, die den Menschen am Steuer durchdringt, während alle anderen Insassen in der Flauschigkeit des mit dicken Teppichen ausgekleideten Innenraums erst recht wohlig grunzen mögen.
Man genießt die Aussicht aus dem Hochparterre der Straße, wird von beeindruckenden, sich lautlos entfaltenden Kräften sänftengleich dem Ziel entgegengetragen, sitzt auf beheizten, belüfteten Massage-Fauteuils, atmet von Düften durchsetzte, ionisierte und von PM-2,5-Feinstaub gereinigte Luft an Bord.
Mercedes-Benz EQS SUV 580 4Matic
Allfälliger Zerstreuung dienen Effekte des Bordsystems, für dessen Steuerung man nicht auf die Person am Lenkrad angewiesen ist, weil auch Beifahrer über ein stattliches Display zur Bedienung von allerhand Komfort- und Entertainmentfunktionen verfügen. Das ist elektrischer Luxus, der eher nicht die Welt, einem aber immerhin den Tag retten kann. Viel mehr sollte man von einem Auto auch gar nicht erwarten. Maße: L/B/H: 5125/1959/1718 mm. Radstand: 3210 mm. Kofferraum: 645 bis max. 2100 Liter. Leergewicht: 2810 kg.
Antrieb: PSM an Vorder- und Hinterachse, Leistung: max. 400 kW (Peak),
Drehmoment: max. 858 Nm. Ladeleistung: AC 11/22 kW, DC max. 200 kW. Rekuperationsleistung: max. 290 kW.
0–100 km/h in 4,6 sec. Vmax: 210 km/h.
Testverbrauch: 28,2 kWh/100 km.
Preis ab 155.355 Euro.