Delhi legt sich ungern fest. Es pflegt Kontakte zu Moskau und verbündet sich mit den USA gegen China.
Delhi/Wien. Der aufstrebende Atomstaat Indien, jetzt bevölkerungsreichstes Land der Erde, ist Top-Anwärter für einen Platz im Olymp der Supermächte. Wird der Aufstieg gelingen? Hochtrabende Ziele, um die Welt zu verändern, hat sich Delhi jedenfalls schon gesetzt: Es strebt nach globaler „Harmonie, Hoffnung und Heilung“, so das Motto der derzeitigen indischen G-20-Präsidentschaft. „Können wir eine fundamentale Änderung der Denkweise bewirken, von der die gesamte Menschheit profitieren kann? Ich glaube, wir können das“, schrieb Premier Narendra Modi selbstbewusst in den „Hindustan Times“.
Ob Indien wirklich das Zeug zum weisen Schlichter im globalen Konkurrenzkampf hat, ist fraglich. Nationalist Modi spricht zwar liebend gern in vedischen Weisheiten, ebenso inbrünstig stellt er in Massenveranstaltungen seine Begeisterung für Yoga zur Schau. Doch das Streben nach kosmischer Harmonie spiegelt sich nicht im autoritären Führungsstil wider. Menschenrechtsorganisationen müssen aus „Steuergründen“ schließen, Oppositionelle werden angeklagt, Muslime diskriminiert, Pressefreiheit wird eingeschränkt: Eine kritische BBC-Doku über Modi wurde unlängst zensiert, die Büros des britischen Senders durchsucht. Der Premier zelebriert altindische Kultur vorwiegend aus politischen Gründen: Mit radikalem Hindu-Nationalismus identifizieren sich seine Partei BJP und deren Anhänger.