Literatur

Fake News gab es auch früher

Olga Tokarczuk erhielt 2019 rückwirkend den Nobelpreis für Literatur des Jahres 2018, der zuvor nicht vergeben worden war.
Olga Tokarczuk erhielt 2019 rückwirkend den Nobelpreis für Literatur des Jahres 2018, der zuvor nicht vergeben worden war.
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Olga Tokarczuks erster Roman nach dem Nobelpreis ist eine Mischung aus Schauergeschichte, Satire auf Thomas Manns „Zauberberg“ und komplexes Zeitbild des frühen 20. Jahrhunderts – mit cinematografisch anmutenden Sequenzen. Die Frage bleibt offen: Was will der Text eigentlich?

Kaum hat sich der Eisenbahndampf über der Gebirgslandschaft verzogen, bemerkt der just angekommene Mieczysław Wojnicz sogleich: „Die Welt, die ihn umgibt . . . ist Dekoration, bemaltes Papier.“ Was der Protagonist in Olga Tokarczuks neuem Roman auf den ersten Seiten wahrnimmt, prägt letztlich den gesamten Text, der nur über die einzige Gewissheit verfügt, dass es letztlich gar keine Gewissheit gibt.

Erst recht nicht an einem Ort, dessen Idylle derart besticht, wie Gröbersdorf, dem heutigen Sokołowsko in Polen. Hiervon verspricht sich der junge Anti-Held – gebrechlich, wie er ist – Heilung vor der Tuberkulose. Dass das Refugium jedoch alles andere als lebensspendend ist, erfährt er spätestens mit dem Suizid der Gattin des ihn versorgenden Herbergsvaters. Ein Unglück sollte doch für eine Reise genügen, sollte man meinen. Aber es kommt noch schlimmer. Nach und nach erlangt der Ingenieur Kenntnis von sich häufenden, mysteriösen Todesfällen. Während die einen ein Urwaldvolk dahinter vermuten, wittern andere dämonische Kräfte. Oder stecken gar die ach so bösen Frauen hinter dem Fluch? Schließlich gelte aus Sicht einiger Kurgäste für Letztere der Kalauer: „Weib und Kröte tun nichts Gutes kund, sind mit dem Teufel als Drittem im Bund.“ Überhaupt würden sie zur Hysterie, zur Verführung und Manipulation neigen.

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