Studie

Depression, Ängste von Jungeltern: Hilfen fehlen

Forscher warnen vor schweren langfristigen Folgen für Mütter und Väter – sowie für die Kinder.

Wien. Bis zu jede fünfte Mutter und jeder zehnte Vater leiden während der Schwangerschaft und im ersten Jahr nach der Geburt unter psychischen Problemen wie Depressionen oder Angststörungen.

Es handelt sich um häufige und schwerwiegende Komplikation in der peripartalen Phase (Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett), erläuterte das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) am Freitag. Es stellte bei einer Analyse Aufholbedarf bei Prävention und Versorgung in Österreich fest.

Die Forschenden warnten vor „unmittelbaren und langfristigen potenziell schwerwiegenden Auswirkungen auf Mutter, Vater und insbesondere das Kind“. Diese können von Verhaltensproblemen bis zu einem erhöhten Suizidrisiko reichen und mit großen Belastungen im Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystem einhergehen, hieß es weiter. Trotzdem gebe es in Österreich bisher weder eine nationale Strategie noch ein nationales Versorgungsmodell für peripartale psychische Gesundheit. Die Angebote zeigten zudem große regionale Unterschiede, die häufig unkoordiniert und nicht bundesländerübergreifend verfügbar sind.

Analysiert wurde in zwei Studien, wie ausgewählte Länder (Großbritannien, Irland, Kanada und Australien) mit dem Bedarf nach Versorgungsstrukturen umgehen. In allen untersuchten internationalen Dokumenten wird die frühzeitige Identifizierung von Menschen mit peripartalen psychischen Erkrankungen als essenziell ausgewiesen.

Aufnahme in Mutter-Kind-Pass

„Ein Screening von Müttern wird einhellig empfohlen, idealerweise zu mehreren Zeitpunkten, zum Beispiel zu Beginn und später in der Schwangerschaft sowie sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt bzw. mindestens einmal im ersten Jahr nach der Geburt“, so Forscherin Inanna Reinsperger.

Im Mutter-Kind-Pass ist ein Screening auf psychische Probleme bisher nicht vorgesehen, obwohl Komponenten zur psychischen Gesundheit künftig integriert werden sollen. Die Bestandsaufnahme zum Präventions-, Früherkennungs- und Versorgungsangebot in Österreich habe ergeben, dass Inhalt und Kapazität der Angebote höchst unterschiedlich sind und keine nationalen Qualitätsstandards und Leitlinien zu Versorgungspfaden existieren. Stationäre Kapazitäten für Mutter-Kind-Betten liegen laut Studie deutlich unter international empfohlenen Zahlen und fehlen in einigen Bundesländern ganz. (APA).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2023)

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