Der Künstler Rainer Ehrt zeichnete 2012 die deutschen Exilanten, darunter Heinrich und Thomas Mann, Walter Benjamin, Alfred Döblin, Joseph Roth, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Anna Seghers.
Geschichte

Der Schutzengel der Verfolgten

1940 leitete Varian Fry von Marseille aus die erfolgreichste Mission zur Rettung von jüdischen und antifaschistischen Künstlern, Intellektuellen und Wissenschaftlern während des Zweiten Weltkriegs. Die historische Realität ist spannender als jede Verfilmung.

Sie war der Star der Tagung und die erste Rednerin: Erika Mann, die elegante Tochter von Thomas Mann, saß am 25. Juni 1940 im New Yorker Hotel Commodore auf dem Podium. Ihre Stimme war den Zuhörern bekannt: Im Radio, in Interviews, hatte sie das lethargische Amerika immer wieder vor Hitler gewarnt. An diesem Tag vertrat sie ihren Vater, der in den USA seit 1938 das Gastrecht genoss. Sie überbrachte den Teilnehmern eines Wohltätigkeitsdinners seine Grüße und berichtete über die vielen antifaschistischen Künstler und Wissenschaftler, denen in Europa Internierungslager und Gestapo-Haft drohten. „Es sind unsere besten kreativen Kräfte, in Europa ist eine Kultur dabei, unterzugehen!“, sagte sie.

Man hörte ihr aufmerksam zu, zehn Tage zuvor hatte Hitler Paris erobert. Die letzte Bastion kultureller und politischer Freiheit im kontinentalen Europa war damit zusammengebrochen. Nun waren auch die, die von Deutschland nach Frankreich geflohen waren, zuerst nach Paris, dann in den Süden, nach Marseille, in Lebensgefahr. Ohne Visa und ohne Pässe saßen sie in der Falle. Amerika wollte nicht mehr tatenlos zusehen, noch am selben Tag wurde eine Organisation gegründet mit dem Namen Emergency Rescue Committee (ERC), die sich um die Ausreise und die Transitpassage in die USA für die Verfolgten kümmern sollte. Doch zuerst musste man eine Auswahl treffen und sie finden.

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