Salone del Mobile

Neustart in der Design-Hauptstadt: Möbelmesse in Mailand

Am Dienstag beginnt der Salone del Mobile. Das traditionell größte Design- und Möbel-Ereignis des Jahres. Ein Vorgeschmack.

Das Erfundene noch einmal neu erfinden. Gerade in dieser Phase, in welche die Menschen den Planeten gesteuert haben, klingt das nicht nach dem schlechtesten aller Ansätze. Und gerade das Adjektiv „neu“ scheint ja, vor allem im Designbereich, in einer bestimmten Stadt erfunden worden zu sein: in Mailand. Denn dort wird „neu“ so vielen Produkten und Konzepten gleichzeitig umgehängt wie sonst nirgends auf der Welt: zumindest während der größten Möbelmesse des Jahres, dem Salone del Mobile, den ein Design­festival in der ganzen Stadt terminlich einklammert.

Für beide Events, die längst verschmolzen sind, war es eine Rückkehr auf Raten. Zuerst war man im letzten Jahr wieder vor Ort, in den physischen Räumen, in den Hallen und in den Showrooms der Stadt. Und jetzt darf man wieder am angestammten Termin im Frühling an den Start, die 61. Ausgabe des Salone del Mobile findet vom 18. bis 23. April statt. Doch so eine Rückkehr ist gleichzeitig auch ein Neuanfang. Einer, den ein solches Designgroßereignis fast zwangsläufig hinlegen muss. Schließlich sind vor allem auch die Bedingungen ganz neue. Die räumlichen jedenfalls, sie werden sich verdichten – am Messe­gelände zumindest. Vielleicht gerade auch, weil während der Pandemie die virtuellen Möglichkeiten der Präsentation allzu sehr Platz gegriffen haben.

Etwas „kleiner denken“ kann durchaus auch ein zeitgemäßer Ansatz sein. Verkauft wird es in der Messe-Kommunikation ohnehin als genialer „Twist“: Die Hallen im ersten Stock bleiben geschlossen. Dadurch soll sich im Erdgeschoß etwas anderes eröffnen: eine ganz neue, ebenerdige Besuchserfahrung, als würde man eine Stadt durchstreifen.

Neue Schleifen, neue Kreise

(c) SIMONE BARBERIS

Ein Präfix jedenfalls flutet die Vorankündigungen des Salone del Mobile besonders intensiv: das „Re-“. Von „Re-Design“ der Messe selbst bis hin zu „Re-Use“ natürlich. Dabei werden die experimentelleren Ansätze traditionellerweise in die Stadt ausgelagert und zugleich ins dicke Programmheft des „Fuorisalone“. Der hat sich sicherheitshalber und programmatisch selbst als „Laboratorio Futuro“ schon in Stellung gebracht. Schließlich ist auch in die Designcommunity die Erkenntnis eingesickert, dass Zukunft nicht etwas ist, das einfach von ganz allein entsteht.
Kreislaufwirtschaft, „Urban Regeneration“, Materialinnovation und künstliche Intelligenz sind Themen, die dabei mehr als „angeschnitten“ werden sollen. In den Messehallen selbst werden sich die über 1900 Aussteller, von Sofas bis zu Accessoires, aber auch nur so weit aus den Konventionen hinauslehnen, wie es ihren Umsätzen guttut. Und extra viel Scheinwerferlicht bekommen dieses Mal wieder die Leuchten ab: bei der Euroluce 2023, dem Parallelevent zum Salone. Aber in einer inhaltlich etwas weiteren Umlaufbahn kreisen auch am Messegelände die innovativen Ideen: im „Salone Satellite“, einem Nachwuchs­forum, aus dem manche Ideen wohl nicht so bald in den Mainstream sickern werden.

(c) Potocco

Dort ist auch Stefan Diez’ Indus­trial-Design-Klasse der Universität für angewandte Kunst in Wien vertreten. Mit dem Projekt „Rethinking the Elements of Architecture“. Dabei sollen die Ideen der Studierenden helfen, Städte noch hitzeresistenter und nachhaltiger zu machen. Da wäre es wieder: das ­„Re-“,­ das alles, was wir von Design und Architektur kennen, in die nächste Begutachtungsschleife zurückholt.

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