Der Soloabend der Pianistin Angela Hewitt im Mozartsaal zeigte, dass sie sich auf Bach sehr gut, auf Brahms weniger versteht.
Die Kanadierin Angela Hewitt hat sich vornehmlich mit Bach, dessen gesamtes Klavierwerk sie einspielte, einen Namen gemacht. Man schätzt sie vor allem im englischsprachigen Raum und in Italien, wo sie seit Jahren ein kleines, feines Festival leitet. Hierzulande sind ihre Auftritte rar. Umso gespannter durfte man auf ihren Soloabend im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses sein.
Dort spielte die Pianistin am Ende auch Brahms, dessen f-Moll-Sonate. Das ist nicht ihr Metier, wie sich rasch zeigte. Mit Verve stürzte sie sich in die Ecksätze und die von ihr etwas eckig nachgezeichnete Rhythmik des Scherzos. Dabei erwies sie sich als nicht allen technischen Herausforderungen gleich gewachsen. Wiederholt verlor sie sich in Details, die sie selten zu einem großen Bogen zusammenführte. Außerdem störte eine zu kräftige Pedalisierung. Bei aller Intensität, mit der sie hier aufwartete, konnte sie nicht vergessen machen, dass erfüllte Kantabilität nicht ihre Sache ist. Das nahm den betörenden Piano-Passagen viel von ihrem Charme. Nicht zuletzt vermochte sie mit ihrer Darstellung die Bedeutung des Intermezzos nicht zu erschließen. Das ist kein für sich stehender Abschnitt, sondern eine mit Anklängen eines Trauermarsches verknüpfte Hommage an den liedhaften zweiten Satz dieser Sonate.