Wladimir Putin – dominant und unantastbar wie einst die Sowjetherrscher. Aber die finanzielle Basis beginnt zu bröckeln.
Analyse

Geht Putin nun doch das Geld aus?

Nachdem Russland 2022 wider Erwarten im Geld schwamm, bahnt sich nun ein Fiasko an. Im Unterschied zu früheren Sanktionen nämlich scheint die neueste mit aller Wucht zu wirken. Wird es für den Staat finanziell eng, wie ein Oligarch warnt?

Um zu bestimmen, wie schlimm die aktuelle Situation denn nun wirklich ist, greifen die Russen wieder einmal in ihre Witzkiste. Ebendort treffen häufig der Optimist und der Pessimist aufeinander. Sagt der Pessimist: „Schlechter kann es wohl kaum noch werden.“ „Doch, doch, kann es“, so der Optimist. Und in Erinnerung an das Radio Eriwan, also jenen fiktiven Sender der Kommunistenzeit, der simple Zuhörerfragen paradox oder absurd beantwortet hat, kursiert nun die Frage, wann es denn besser werde. „Besser war es schon“, so die Antwort.

Rein wirtschaftlich wohlgemerkt gerade im ersten Kriegsjahr 2022. Und zwar so gut, dass sich fast alle mit ihren Prognosen geirrt haben. Sogar ein zweistelliger Wirtschaftseinbruch war im Frühjahr 2022 nach Kriegsbeginn prophezeit worden.

Die bisherige russische Resilienz hat viele Väter

Am Ende waren es im Gesamtjahr trotz Kriegs und Sanktionen nur minus 2,1 Prozent. „Alle hatten bei ihren Prognosen den Iran vor Augen und erwarteten, dass auch Russland durch Sanktionen total isoliert würde“, sagt sagt Oleg Vjugin, einer der landesweit renommiertesten Banker und zuvor Vizechef der russischen Zentralbank sowie Aufsichtsratschef der Moskauer Börse, zur „Presse“: „Aber die halbe Welt führte ihre Geschäfte mit Russland weiter.“

Die Warenströme wurden – mit Einbußen gerade beim Import – auch einfach umgelenkt: Beim Export ist laut Wirtschaftsministerium der Anteil der aus russischer Sicht „unfreundlichen“, sprich westlichen Länder binnen eines Jahres von 58 auf 35 Prozent zurückgegangen, während der Anteil anderer Staaten von 42 auf 65 Prozent hochgeschnellt ist.

Russlands Resilienz hatte mehrere Väter. Vor allem aber den hohen Ölpreis, der ungeahnte Mehreinnahmen brachte und laut Zentralbank den Handelsbilanzüberschuss 2022 auf 282,3 Milliarden Dollar trieb sowie den Leistungsbilanzüberschuss auf 227,4 Milliarden Dollar fast verdoppelte.

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Doch nun hat sich das Blatt gewendet.

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