Der Ex-Skipräsident will Fürsprecher der heimischen Fische sein. Und könnte da mit anderen Tierschützern in Konflikt kommen.
Wien. Am Schluss kommt noch ein kurzer Videoclip: ein Kormoran, der binnen Sekunden einen, zwei, drei Fische hinunterschlingt. „Den bringt er fascht nimmer obi“, kommentiert Peter Schröcksnadel in tirolerischem Idiom. Geht es nach dem ehemaligen ÖSV-Präsidenten, könnte es für manche dieser Vögel künftig eng werden.
Doch von vorne. Schröcksnadel – seit Bubentagen begeisterter Fischer, wie er sagt – sorgt sich um den Bestand in den heimischen Flüssen und Bächen. Konkret hat es ihm eine Spezies angetan, die er mit dem mit Mitstreitern aus Wissenschaft und Wirtschaft gegründeten River and Nature Trust als erste retten will: die Bachforelle.
Und zwar die heimische, die sogenannte donaustämmige Bachforelle, die der Innsbrucker Biologe Nikolaus Medgyesy vor 25 Jahren am Gössenköllesee im Kühtai wiederentdeckt hat.
Die ist trotz durchaus erfolgreicher Reproduktionsbemühungen in den heimischen Gewässern stark gefährdet: zum einen aufgrund der Eingriffe des Menschen in die Natur. Zum anderen – das vermuten jedenfalls Medgyesy und Schröcksnadel – wegen Fischfressern wie dem erwähnten Kormoran, dem Graureiher, dem Gänsesäger sowie dem Fischotter, die streng geschützt sind. Ein Kormoran fresse zwischen einem halben Kilo und einem Kilo Fisch pro Tag, ein Graureiher pro Jahr rund 200 Kilo. „Das heißt, ein Vogel vernichtet die Fischbiomasse von zwei Hektar“, sagt Medgyesy.
Inwiefern diese sogenannten Predatoren tatsächlich der Grund dafür sind, dass die Bachforelle in Bedrängnis gerät, will sich der neu gegründete Verein zunächst in vier Gewässern ansehen: in der Drau, der Görtschitz (einem Nebenfluss der Gurk), in der Großen Mühl in Oberösterreich und dem Kappellenbach (Tiroler Ache). Letzteren waren Medgyesy und Schröcksnadel erst vor wenigen Tagen abgegangen: Von den Fischen, die man vor einiger Zeit besetzt hatte, seien keine mehr da gewesen. Dabei sei das Wasser dort kristallklar und auch sonst gebe es wenig, was die Fische stören könnte.
„Ausgewogenheit ist Thema“
Der Fokus auf die Vermutung mit den Fischfressern – im Gegensatz zu den menschlichen Eingiffen – erklärt Schröcksnadel bei der Präsentation auch so: Die Eingriffe in die Natur seien passiert – da könne man natürlich auch handeln: etwa mit besserer Durchgängigkeit bei Gewässereinbauten, mehr Laichplätzen oder einem besseren Abflussmanagement bei Kraftwerken. Das Problem sei aber, dass quasi „oben drauf auf all die Probleme, die die Bachforelle hat“ noch die Predatoren kämen. „Ausgewogenheit, das ist das Thema. Wie viele Fischotter und Vögel verträgt ein Fluss?“
Medgyesy will mit dem River and Nature Trust die zuständigen Landesbehörden auf das Thema aufmerksam machen und die Frage aufwerfen, „ob man den uneingeschränkten Schutz aufhebt. Es ist nicht einzusehen, dass man die eine Art schützt und die andere zugrunde geht.“ Dass man da mit anderen Tierschützern in einen Konflikt geraten könnte, ist den Fürsprechern der Bachforelle durchaus bewusst, aber, in den Worten von Schröcksnadel: „Der WWF ist mir wurscht.“
Nach der Bachforelle will sich der Ex-Skipräsident mit seinen Kollegen – auch Werner Steinecker, inzwischen pensionierter Generaldirektor der OÖ Energiewirtschaft – auch anderen Wassertieren widmen: dem Huchen, der Äsche, den Krebsen und den Muscheln etwa. „Wir wollen den Tieren, die sehr leise sind, eine Stimme geben“, sagt Schröcksnadel.
Dass der neue Verein sich mit River and Nature Trust einen englischen Namen gegeben hat, hat übrigens einen Grund: Die Ziele sind nämlich ambitioniert. So ist geplant, auch in Deutschland aktiv zu werden – und ebenfalls in Kanada, wo der Biologe Günther Köck, der zweite Wissenschaftler an Bord, schon lange Zeit mit seinem Arktisprojekt engagiert ist.