Wegen der russischen Invasion erlaubten es die EU-Agrarminister den europäischen Landwirten, Brachen zu bewirtschaften – und parallel trotzdem Ökoprämien zu beziehen.
Kaum hatten die ersten russischen Panzer die ukrainische Grenze überrollt, ließ es der Präsident des Österreichischen Bauernbundes rhetorisch krachen: „Wir brauchen jeden Quadratmeter Boden“, warnte Georg Strasser, der parallel auch Nationalratsabgeordneter der ÖVP ist, am 9. März in der „Bauernzeitung“. Und er malte ein düsteres Bild: „Jetzt wertvolle Ackerflächen stillzulegen, wie es der Green Deal der EU vorsieht, gefährdet dagegen die Versorgungssicherheit und würde eine humanitäre Krise verschärfen.“
Genau zwei Wochen später erhielt Strasser seinen Wunsch erfüllt. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski legte einen Durchführungsbeschluss der Kommission vor, der es den Mitgliedstaaten erlaubte, im Jahr 2022 ihre Landwirte von der gesetzlichen Pflicht zu befreien, einen Teil ihrer Felder brach liegen zu lassen. Auf fast jedem Quadratmeter landwirtschaftlichen Bodens, um in der Diktion des obersten Agrarlobbyisten Österreichs zu bleiben, konnte fortan Getreide gesät werden. Und was noch schöner für die Bauern ist, die das getan haben: Sie bekamen aus Brüssel parallel zu ihren Einkünften aus der Bewirtschaftung dieser Flächen weiterhin die Ökologisierungsprämien für das Nichtbewirtschaften derselben Flächen.