Ungarn weitet Importverbote für Agrarprodukte aus der Ukraine aus und setzt damit die Europäische Union unter Druck.
Neben dem bestehenden Einfuhrverbot für Getreide werden in Ungarn künftig auch Honig sowie bestimmte Fleischprodukte nicht mehr importiert, kündigte der Chef des Ministerpräsidenten-Büros, Gergely Guylas, am Donnerstag an. Insgesamt seien 25 Produkte von dem Verbot betroffen, das zunächst bis zum 30. Juni gelten soll. Am Mittwoch hatte die EU Hilfsmaßnahmen für landwirtschaftliche Betriebe angekündigt, die wegen der ukrainischen Getreideimporte unter Druck geraten sind. Allerdings fordern Ungarn und Polen, neben Getreide auch andere Produkte zu subventionieren.
Die Ukraine ist einer der weltgrößten Getreide-Exporteure. Wegen des Krieges ist die traditionelle Export-Route über das Schwarze Meer nur eingeschränkt nutzbar. Ein Teil der Getreide-Ernte geht deswegen in europäische Anrainer-Länder. Dort hat das Angebot ukrainischen Getreides zu einem Preisverfall geführt. Für die Ukraine, die vom Westen unterstützt wird, zählen die Erlöse aus den Getreide-Exporten zu den wichtigsten Einnahmequellen.
Getreide darf durch Ungarn nur durchreisen
Bereits am Mittwochabend hatte der ungarische Agrarminister Istvan Nagy mit Blick auf die Importverbote erklärt: "Es hat sich für Ungarn gelohnt, hart durchzugreifen und die Interessen der ungarischen Landwirte zu schützen." Erlaubt bleibe der Transit ukrainischen Getreides auf dem Weg zu anderen Abnehmern "auf kontrollierte Weise". Die Maßnahmen würden die EU zum Handeln zwangen, sagte Nagy. Sein polnischer Kollege Robert Telus hatte am Mittwoch erklärt, die Verhandlungen mit der EU über die Hilfen würden Anfang nächster Woche fortgesetzt.
(Reuters)