Stromablesung

Das elektrische Leben: Rasant und gemächlich zugleich

Versatiler Taycan in Cross-Turismo-Variante: bei Bedarf drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit per Luftfederung im Gravel-Modus.
Versatiler Taycan in Cross-Turismo-Variante: bei Bedarf drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit per Luftfederung im Gravel-Modus.Clemens Fabry
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Schnelle Sprints, nicht immer so schnelles Laden im Porsche Cross-Taycan.

Wenig überraschend bei Porsche: Interieur von tadelloser Ergonomie.
Wenig überraschend bei Porsche: Interieur von tadelloser Ergonomie.Clemens Fabry

Der Porsche Taycan Turbo S beschleunigt auf eine Art, die man sonst eigentlich nur im Prater erleben kann, in Fahrgeschäften, die auf Fliehkraftspektakel spezialisiert sind. Deren Vorteil ist sicherlich der überschaubare Geldeinsatz (fünf Euro pro Fahrt) und die Nähe zum Schweizerhaus, wo man im Anschluss die womöglich weichen Knie wieder stabilisieren kann. Für den Porsche wäre dagegen schon die 200.000-Euro-Schwelle zu nehmen.
Im Auto muss man sich zudem ein passendes Stück Straße suchen, möglichst ohne Anwesenheit anderer Verkehrsteilnehmer. Dann Sport plus aktivieren (ein Dreh an einer Lenkradtaste), die Launch Control abrufen, indem man Bremse und Fahrpedal durchdrückt – und dann die Bremse loslassen.
Was nun folgt, können wir aus dem Speicher der Erfahrungen, sofern es Autos betrifft, sonst nur von einer Bugatti-Fahrt vor einiger Zeit abrufen, dass nämlich Finger- und Zehenspitzen zu kitzeln beginnen, weil es das Blut herauszieht. Selbst von der Hinterbank, diesbezüglich abgebrüht, kommt ein anerkennendes „What the f . . . !“, wie Kids sich heute halt so ausdrücken.

Nicht eilig

In dieser Form der teuerste Taycan: Mehr als Turbo S geht aktuell nicht, die schwelle liegt jenseits der 200.000 Euro.
In dieser Form der teuerste Taycan: Mehr als Turbo S geht aktuell nicht, die schwelle liegt jenseits der 200.000 Euro.Clemens Fabry

Da der Taycan mit stolzen 2,4 Tonnen wahrlich kein Leichtgewicht ist, werden für die Gaudi im elektrischen Overboost, eigentlich ein Verbrennerbegriff, kurzfristig 560 Kilowatt Leistung (761 PS) und 1050 Newtonmeter Drehmoment aufgeboten. Anders als in der BEV-Welt üblich hat der Taycan zudem ein zweistufiges Getriebe an der Hinterachse, um den Spagat aus hemmungslosem Beschleunigen und stattlicher Höchstgeschwindigkeit (250 km/h) Porsche-gerecht zu bewältigen. Ein Spaß, dessen Würze eindeutig die Kürze ist.
Sonst sollte man es im Taycan auch nicht eiliger haben als in anderen Elektroautos.
Wien–Salzburg auf einen Rutscher etwa kann gleich vergessen, wer nicht mit Lkw bei 100 km/h um die erste Spur streiten will.
Bei 100 Prozent Ladestand beträgt die Langstreckenreichweite um die 330 Kilometer, dies eine ehrliche Porsche-Angabe, wie sie sich mit unserer Erfahrung deckt. Mit der gebotenen Sicherheitsreserve – man denke an Stau, Umleitungen, extremes Wetter etc. – geht sich's also nicht aus. Es sind schon für Linz 70 Prozent vom Akku zu veranschlagen.
Das blitzschnelle Laden, das nur ein paar Minuten Aufenthalt in Aussicht stellt: In der Theorie fein, es funktioniert halt nicht immer. Steuert man eine Smatrics-Ladestation an und stöpselt sich an einem 300-Kilowatt-Lader ein, so fragt man sich, warum – die Batterie fast leer – nur um die 92 kW durchrauschen. Bei Smatrics heißt es, das liege am Auto. Wir haben mit einem Taycan, der ja fit für 270 kW Ladeleistung sein sollte, aber auch schon richtig schnell geladen, mit an die 200 kW. Haben wir irgendeine Einstellung zur Schonung der Batterie übersehen? (Es wird uns noch beschäftigen, wie ungesund schnelles Laden für sie ist.) Fakt jedenfalls: Der Aufenthalt, um eine größere Menge Strom zu fassen, dauert zuweilen doch viel länger.
Es ist noch eine andere Art des Ladens zu besprechen, denn wir sitzen in der Variante Cross Turismo – mit der Andeutung eines Kombihecks, das mit umklappbaren Rücksitzen doch einigen Nutzwert bereitstellt, mit serienmäßiger Luftfederung und einer Gravel-Funktion, die das Fahrwerk um drei Zentimeter anhebt, wenn's über die Forststraße zu den Latifundien gehen soll. Oder mit dem optionalen Dachzelt auf den Campingplatz. Dort gibt's Stromanschluss schon länger als E-Autos.

Porsche Taycan Turbo S Cross Turismo

Maße: L/B/H: 4974/2144/1409 mm. Radstand: 2904 mm. Kofferraum: 1171/ 84 l (h./v.). Leergewicht: 2395 kg (EU).
Antrieb: PSM an Vorder-/Hinterachse, Leistung: max. 460 kW (625 PS). „Overboost“ bis 560 kW, 1050 Nm.
0–100 in 2,9 sec. (Launch Contr.). Vmax: 250 km/h. Batteriekapazität: 83,7 kWh netto. Ladeleistung DC: max. 270 kW. Getriebe einstufig vorn, zweistufig hinten.
Testverbrauch: 26,8 kWh/100 km.
Preis: ab 202.806 Euro.

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