Nachruf

Tod in der Zelle: Der tiefe Fall der Ski-Ikone

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Jeremy Nobis, genannt „The Icon“, mischte den Weltcup auf und wurde im Tiefschnee zum Superstar.

Die Ski-Szene trauert um Jeremy Nobis. Als Rennläufer war der US-Amerikaner als „wilder Mustang“ bekannt, als Freerider wurde er zu „The Icon“. Doch Nobis, einer der einflussreichsten Skisportler seiner Generation, fiel tief. Nun wurde er im Alter von 52 Jahren in einer Gefängniszelle tot aufgefunden.

Schon mit 16 Jahren hatte es Nobis einst ins US-Ski-Team geschafft, einer seiner Trainer an der Green Mountain Valley School in Vermont war der Tiroler Werner Margreiter, später ÖSV-Herrenchefcoach, gewesen. Nobis war Junioren-Weltmeister im Super-G (1988) und im Riesentorlauf (1989), gemeinsam mit dem späteren Olympiasieger Tommy Moe war er der Hoffnungsträger für eine Erfolgs-Ära im US-Skisport.

Doch sein riskanter Fahrstil wurde Nobis oft zum Verhängnis, sinnbildlich für seine Karriere war ein Riesentorlauf von Alta Badia, als er nach starkem ersten Durchgang den Sieg angriff und sich dabei schwer verletzte. Seine Trainer verglichen Nobis mit einem „wilden Mustang“. In Erinnerung blieb Olympia 1994, als sowohl Nobis als auch seine jüngere Schwester Shannon in den Top Ten landeten.

Vorreiter im Steilhang

Mit nur 26 Jahren trat Nobis 1996 vom Rennsport zurück, er versuchte sich kurz als Mountainbike-Profi und machte sich schnell als Big-Mountain-Skifahrer in Alaska einen Namen. Denkwürdige Auftritte in den größten Filmproduktionen (Warren Miller, TGR, MSP) brachten dem Red-Bull-Athleten den Beinamen „The Icon“ ein. Nobis war ein Vorreiter, der dank seiner Skitechnik den Geschwindigkeitsrausch im freien Gelände zelebrierte. Mit seiner Abfahrt vom Pyramid Peak, ein über 50 Grad steiler Hang in Alaska, wurde er in der Freeride-Szene zum Superstar. US-Teamkollegin Heidi Voelker meinte einst: „Seine roten Haare spiegelten seine Persönlichkeit wider. Er war immer Feuer und Flamme.“

Kitzbühel-Sieger Daron Rahlves, selbst einer der besten Freerider seiner Generation, gab Nobis später recht, nachdem dieser behauptet hatte, die wahre Herausforderung auf Skiern sei in Alaska zu finden und nicht auf den Weltcuppisten.

(c) imago/Aurora Photos (Corey Rich)

Das Risiko, das Spiel mit dem eigenen Leben wurde Nobis wohl auch zum Verhängnis. Er entwickelte ein Alkoholproblem und häufte ab 2006 Verurteilungen wegen Autofahrens unter Alkoholeinfluss an. Vor über zehn Jahren zog sich der gefallene Ski-Star ins Privatleben zurück und schlug sich mit diversen Ski-Jobs im Westen der USA durch.

Verhaftet wurde Nobis zuletzt in Sun Valley, Idaho, weil er beeinträchtigt einen Verkehrsunfall verursacht hatte und und nicht zu einem Gerichtstermin erschienen war. Am 19. April 2023 wurde er tot in einer Gefängniszelle in Cedar City, Utah aufgefunden.

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