Wie Ministerpräsident Orbán sukzessive einen Schattenstaat reicher Günstlinge aufgebaut hat, von dem Mitglieder seiner Familie, ein Gasinstallateur und ein Ex-Schulfreund profitieren.
Es ist ein kalter Novembermorgen im Jahr 2020. Die junge Mitarbeiterin des Aufdecker-Portals Direkt36, Blanka Zöldi, will den Eigentümer eines Steinbruchs unweit der zentralungarischen Ortschaft Gánt aufsuchen, um ihm „lästige“ Fragen zu stellen. Dem Mann (80) missfällt der unangekündigte Besuch der Investigativ-Journalistin. In schroffem Ton fordert er Zöldi zum Gehen auf: „Hören Sie, ich bin berüchtigt dafür, grob zu sein. Ich möchte Sie jetzt aber damit verschonen, schließlich sind Sie eine Frau.“ Weil sie sich zunächst sträubt, legt der Greis nach: „Stellen Sie meine Geduld nicht auf die Probe, Fräulein, sonst werde ich wirklich grob!“
Der Mann heißt Göyö? Orbán und ist Vater des seit 2010 amtierenden ungarischen Regierungschefs, Viktor Orbán (59). Dass er tatsächlich ein Mann fürs Grobe ist, hat sein Sohn sogar einmal selbst bestätigt. Zu Beginn seiner Polit-Karriere Ende der 1980er-Jahre erzählte Orbán in einem Interview freimütig, dass er als Kind von seinem Vater immer wieder „so richtig“ verprügelt worden sei.