FH-Forschung

Von Demenz bis veganer Ernährung

Virtual und Extended Reality wird auch im Digital Health Lab der FH St. Pölten eingesetzt.
Virtual und Extended Reality wird auch im Digital Health Lab der FH St. Pölten eingesetzt.FHSTP/Florian Kibler
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Quer durch Österreich betreiben Fachhochschulen angewandte Forschung für den Gesundheits- und Medizinbereich. Dabei werden digitale Technologien immer wichtiger.

An der Erweiterten Realität (Extended Reality, XR) kommt man heute in kaum einem Bereich vorbei. Sie macht 3-D-Simulationen möglich, die in der Unterhaltungselektronik genauso genutzt werden wie bei virtuellen Wohnungsbesichtigungen oder für das Training etwa von Piloten und in der Medizin.

Den Einsatz von XR in Gesundheitsanwendungen zum Thema zu machen bot sich an der FH St. Pölten an, die über ein Forschungszentrum für digitale Gesundheit und soziale Innovation verfügt. Dort wird aktuell untersucht, wie gut sich XR bewährt, um Rettungssanitäter auf bestimmte Szenarien vorzubereiten. Aber auch XR-Trainings von Parkinson-Patienten zur Sturzprävention werden unter die Lupe genommen. „EyeQTrack“ nennt sich das Projekt, das aus Augen-Daten der Probanden Aufschluss darüber gewinnt, wie sich Trainings mittels handelsüblicher XR-Technologien auf Aufmerksamkeit, Stresspegel und kognitive Belastung der Nutzer auswirken. Im Projekt werden auch maschinelles Lernen und KI genutzt. Es passt damit zum Forschungsprofil der FH. Denn gerade in diesen Tagen wird an der FH St. Pölten ein eigenes Zentrum für künstliche Intelligenz eröffnet. „In Forschungszentren wie unserem Center for Artificial Intelligence und dem Center for Digital Health and Social Innovation bündeln wir unsere Expertise aus unterschiedlichen Fachbereichen, wie zum Beispiel maschinellem Lernen, Data Science, IT-Sicherheit, Gesundheitswissenschaften und Medientechnik rund um Anwendungen von Augmented und Virtual Reality“, sagt Hannes Raffaseder, Geschäftsführer der FH St. Pölten, die diese Woche auch das alljährliche FH-Forschungsforum ausrichtete (siehe Kasten).

Forschen für EU-Projekte . . .

Einen interdisziplinären Ansatz verfolgt auch ein Groß-Forschungsprojekt mit 15 internationalen Partnern zu einem besonders brisanten Thema. Das Projekt mit Namen „Lethe“, das vom Institut eHealth der FH Joanneum koordiniert wird, hat zum Ziel, ein Vorhersagemodell über das individuelle Demenzrisiko zu erarbeiten. Es soll bei älteren Personen erste Anzeichen für eine kognitive Verschlechterung und damit zusammenhängende Risikofaktoren für Demenz identifizieren. Basierend auf 12.000 Datensätzen entwickelte das Institut eHealth ein Vorhersagemodell, das derzeit an vier europäischen Kliniken mit insgesamt 160 Personen getestet wird, in Österreich an der Med-Uni Wien. Das Projekt wird mit sechs Millionen Euro aus dem EU-Programm „Horizon 2020“ gefördert. Studierende und Forschende der FH Joanneum entwickelten dafür unter anderem eine App für die Pilotstudie, mit der man Einfluss auf die Lebensstile der Studienteilnehmer nehmen will. „Weitere Aspekte, die wir uns für die App ansehen, sind Gamification-Elemente beziehungsweise motivierende und individualisierte Nachrichten“, sagt Projektleiter Sten Hanke. „Sie sollen eine möglichst intensive Verwendung der App über einen Zeitraum von zwei Jahren garantieren.“

. . . und für Abschlussarbeiten

Hohe Forschungsqualität lässt sich aber auch in Einzelprojekten erzielen. Davon zeugen nicht zuletzt etliche Abschlussarbeiten, zum Beispiel einer jungen Diätologin der FH Campus Wien. Michelle Fuschlberger widmete ihre Bachelorarbeit dem Verhalten von Menschen, die sich in Österreich vegan ernähren. Die Onlinebefragung von rund 1600 Teilnehmern ergab ein klares Bild von deren Gebrauch von Nahrungsergänzungsmitteln. Die Arbeit wurde in der internationalen Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Zwischen solchen ersten Schritten und Projekten in interdisziplinären Zentren spielt sich Gesundheitsforschung auf allen Ebenen ab – von der Forschergruppe am IMC Krems, die „Red Flags“ (Warnsignale) und Handlungsoptionen für die Physiotherapieszene erarbeitet, über die Experten-Open-Lecture zum Thema Delir an der FH Wiener Neustadt bis zur Masterarbeit über Apps für sehbehinderte Menschen im Studiengang E-Learning und Wissensmanagement der FH Burgenland.

Letztere zeigt übrigens, dass Forschung sogar ganz direkt den Studierenden zugutekommen kann. Im Projekt „Studio-Fit“ ist deren mentale Gesundheit Gegenstand einer umfassenden Erhebung. Die Ergebnisse sollen in die Gesamtstrategie der FH einfließen.

Iinformation

FH-Forschungsforum 2023. Unter dem Motto „Connecting Research“ widmete sich das 16. Forschungsforum der österreichischen Fachhochschulen am 19. und 20. April in Vorträgen und Workshops dem Thema, welche Fragestellungen, Disziplinen und Menschen durch Forschung verbunden werden können. Gastgeber des alljährlichen Events war heuer die Fachhochschule St. Pölten. Weitere Informationen unter

https://forschungsforum2023.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2023)

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