Start-ups

Den richtigen Riecher entwickeln

Viele Fachhochschulen unterstützen ihre Studierenden und Absolventen in eigenen Start-up-Centren dabei, innovative Geschäftsideen zu entwickeln und umzusetzen.
Viele Fachhochschulen unterstützen ihre Studierenden und Absolventen in eigenen Start-up-Centren dabei, innovative Geschäftsideen zu entwickeln und umzusetzen. FH Salzburg
  • Drucken

Seit 2017 starten jährlich etwa 360 innovative Unternehmen. FH spielen dabei eine essenzielle Rolle.

Mit „7 Steps to Start-up“ will die FH St. Pölten Studierende auf alle Stufen des Innovationsprozesses vorbereiten. Lehrveranstaltungen, Workshops, Mentoring und Partnerschaften begleiten sie von den Grundlagen zu Entrepreneurship und Innovation über die Ideenfindung bis hin zur Gründung. „Für unsere vielfältigen Initiativen wie den Creative Pre-Incubator oder den Digital Makers Hub wurden wir unter anderem von der österreichischen Spin-off-Initiative ausgezeichnet und haben den dritten Platz beim European Triple-E-Award in der Kategorie Young Entrepreneurial Universities belegt“, erzählt FH-Geschäftsführer Hannes Raffaseder. Vor allem der Creative Pre-Incubator spiele dabei eine zentrale Rolle, der vor zehn Jahren gemeinsam mit Accent, dem Hightech-Inkubator des Landes Niederösterreich, gegründet worden ist. Ihm ist auch die Gründung von QuickSpeech zu verdanken, einer Lern-App, die Inhalte in der betrieblichen Weiterbildung automatisch erstellt und personalisiert. Die App erstellt aus hochgeladenen Texten Fragen. Durch maschinelles Lernen werden die Inhalte auf die Lernenden zugeschnitten.

Laut Austrian Start-up-Monitor 2022 wurden in Österreich seit 2011 mehr als 3300 Start-ups gegründet. Seit 2017 hat sich die Anzahl pro Jahr auf rund 360 eingependelt. Knapp die Hälfte der Gründungen erfolgt in Wien. Eine davon ist Wastics mit Wurzeln an der FH Campus Wien. „Über Wastics finden Unternehmen Entsorgungspartner für ihre Abfälle und können ihre Recyclingquote erhöhen, während die Kosten und der Verwaltungsaufwand sinken“, erklärt Heimo Sandtner, Rektor der FH Campus Wien. Auch dort will man Studierende in Unternehmer verwandeln.

Von Info bis zur Werkstätte

Das Angebot reicht von Mentoring, Pitch-Training und Recht bis zur Logoerstellung. „Wir stellen auch Büroräumlichkeiten und eine Werkstätte für Prototypen zur Verfügung.“ Nach Sandtners Ansicht besitzt jeder Mensch Unternehmergeist, leider gingen Neugierde und Kreativität im Lauf der Zeit zurück. Genau diese brauche es, um zu einer Idee zu kommen: „Hat man diese Idee gefunden, macht man sich Gedanken, ob und welches Problem damit gelöst werden kann. Dies ist eine Voraussetzung für ein Gründer-Mindset.“

Weitere wichtige Voraussetzung ist der richtige Riecher, sagt Thomas Wally, Leiter des Start-up- Centers der FH Wiener Neustadt. Das bedeute „Trends möglichst früh zu erkennen und gute Lösungen für Kunden zu schaffen.“ Mut , Umsetzungsstärke und Durchhaltevermögen gehörten ebenfalls dazu. „Eine gute Idee ist vielleicht in wenigen Minuten geboren, diese auch umzusetzen dauert Monate, wenn nicht Jahre.“ Das FHWN-Start-up-Center unterstützt jährlich fünf bis maximal zehn Projekte in einem sehr frühen Stadium. Das könne auch nur ein erstes Konzept sein, sagt Wally. Geboten werden neben Coaching und Mentoring auch nationale und internationale Vernetzung sowie Zugang zum FHWN Innovation Lab. Davon profitierte auch Helpsole. Das Start-up entwickelte eine Schuhsohle mit Sensoren und Aktoren für Parkinsonpatienten. Sie erkennt anhand der Bewegungsmuster das sogenannte Freezing und hilft mittels taktiler Reize, es zu überwinden.

Innovation und Wachstum

„Nicht jedes junge Unternehmen ist automatisch ein Start-up“, sagt Michael Leitner, Leiter des Forschungs- und Transferservices an der FH Salzburg. Grundvoraussetzung sei, dass es sich bei der Idee um eine echte Innovation handle. Das Wachstum einer Start-up-Idee hänge nur bedingt von der Kapazität der Gründer ab. „Ein Consulting-Unternehmen etwa wird nur so groß wie die Zahl der Consultants. Deswegen sind Start-ups oft in technischen beziehungsweise Software-Bereichen zu finden. Dort lassen sich Lösungen automatisieren und Erfindungen lizensieren, was schnelle Skalierung ermöglicht.“ 2022 sind 47 Teams mit ihrer Idee auf das Forschungs- und Transferservice zugekommen. Obwohl Themen wie Digitalisierung und KI als Gründungsideen an der FH Salzburg eine lange Tradition haben, gibt es auch andere erfolgreiche Projekte. Eines aus dem vergangenen Jahr nennt sich Platz am See, eine Buchungsplattform, bei der man Seegrundstücke tageweise mieten und vermieten kann. Platz am See nimmt gerade am Factory-Inkubationsprogramm von Start-up Salzburg teil.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.