Expedition Europa

Mit Handke an den serbischen Flussufern

 In die Frische ist nun eine erdig-schlammige Note gemischt. Die Morawa in Serbien.
In die Frische ist nun eine erdig-schlammige Note gemischt. Die Morawa in Serbien.Imago
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Die so gut wie unsichtbare Morawa nimmt große kräftige Schlucke, jeder Schluck klingt komischerweise anders.

Und geblieben oder nachhaltig ist, ganz profan gesprochen, einfach schon das Reisen in einem reinen Binnenland, sogar fast ohne natürliche Seen, nur mit Flüssen, aber was für welchen! – wer einmal so ein zünftiges Binnenland erleben möchte, einzig Flüsse, kein Meer weit und breit: auf mit ihm nach Serbien.“ Das schrieb Peter Handke am Ende des Bosnienkriegs, in seiner „Winterlichen Reise zu den Flüssen Dona, Save, Morawa und Drina“, die ihm wegen des Untertitels und Untertons „Gerechtigkeit für Serbien“ so viele Prügel eintrug wie sonst nichts. Also auf mit mir nach Serbien! Zur Nachbegehung von drei Handke'schen Szenen an serbischen Flüssen.

„Jedes Land hat sein Samarkand und sein Numancia“, so begann seine 2008 erschienene „Morawische Nacht“, „in jener Nacht lagen die beiden Stätten hier bei uns, hier an der Morawa.“ Ich suche die Stelle, an welcher das Hausboot des „ehemaligen Autors“ – der fiktive Schauplatz des morawischen Erzählreigens – angelegt haben könnte. Auch ich komme bei Nacht, auch ich „nicht lang vor Frühlingsanfang“, höre das aushallende Geheul des Güterverkehrs von der nahen Autobahn und beschnuppere die Luft auf „die Empfindung, die vorherrschte: die einer großen Frische, welche, wie von der Nachtluft draußen, so auch von tief innen her kam; einer umfassenden Frische.“ In die Frische ist nun eine erdig-schlammige Note gemischt, vielleicht vom regennassen Acker am Fluss, gewiss auch von der Hochwasser führenden, Ufergras überfließenden Morawa.

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