Lula da Silva

Brasiliens Entfremdung vom Westen

Lula da Silva (hier am Tag der Stichwahl Ende Oktober) ist aus Sicht Europas, der USA und anderer Teile des Westblocks in geostrategischer Hinsicht bisher wohl eher eine Enttäuschung.
Lula da Silva (hier am Tag der Stichwahl Ende Oktober) ist aus Sicht Europas, der USA und anderer Teile des Westblocks in geostrategischer Hinsicht bisher wohl eher eine Enttäuschung. Andre Penner / AP / picturedesk.
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Staatschef  bereist dieser Tage Europa. Hier hat man im Vorjahr seinen Sieg bei der Präsidentenwahl noch gefeiert. Durch irrlichternde Aussagen zum Ukraine-Krieg und eine kräftige Annäherung an China hat er die Party freilich ziemlich gecrasht.

Tennisschuhe, Jeans, Sportblouson. Nur eine Baseballmütze fehlte, um den stattlichen Mann, der die Gangway herunterstieg, für einen Besucher aus Amerikas Norden zu halten. Aber der Gast auf dem roten Teppich kam nicht aus Missouri, sondern Moskau. Und sein Reisezweck war nicht ein Golfturnier, sondern Geopolitik, ganz groß.
Der Look, den Sergei Lawrow jüngst für seine Stippvisite in Brasilia wählte, sollte wohl unterstreichen, dass es sich hierbei um einen Besuch bei guten Freunden handelte. Er blieb nur wenige Stunden. Und ehe er nach Gesprächen im Außenministerium und in der Präsidialresidenz abflog, erklärte er, dass Brasilien und Russland in Bezug auf den Ukraine-Konflikt eine gemeinsame Vision hätten: „Wir wollen eine Weltordnung aufbauen, die fairer und gerechter ist und auf dem Recht basiert. Dabei haben wir die Vision einer multipolaren Welt, in der wir viele verschiedene Länder berücksichtigen, nicht nur einige wenige.“

Weiter zu den Latino-Diktatoren. Dass der Russe all das unwidersprochen zum Besten geben und dann zu den Diktatoren in Venezuela, Nicaragua und Kuba weiterreisen konnte, ist das jüngste Kapitel einer politischen Telenovela, die in Europa und Nordamerika alles andere als gefällt. Nur kurz zuvor hatte Brasiliens Präsident, Luiz Incácio Lula da Silva, China bereist und die Zentrale des vom Westen inkriminierten Technologiekonzerns Huawei besucht. Anderntags begleitete Lula (77) seine einstige Nachfolgerin Dilma Rousseff bei der Übernahme ihres neuen Postens: Die 2016 geschasste Ex-Präsidentin leitet die Entwicklungsbank der BRICS, also des Bundes aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, dessen großes Ziel es ist, den US-Dollar als Zahlungsmittel zu ersetzen.

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