Plötzlich trugen viele in der Damenwelt Wiens Fächer, auf denen die Rotunde zu sehen war: ein Souvenir nach einem Ausstellungsbesuch.  ⫻ Onlinesammlung Wien-Museum
Weltausstellung

Weltausstellung 1873: Wien stellt sich neben London und Paris

Am 1. Mai 1873 eröffnete im Wiener Prater die Weltausstellung. Es war wie ein gigantisches Schaufenster, eine Leistungsschau der Industrie, Erlebniszone und Spektakel. Zum 150. Jubiläum erscheint ein neues „Geschichte“-Magazin. Ein Streifzug durch das Heft.

Auch wenn es in der Habsburger-Monarchie bis dahin eher gemächlich zugegangen war: Um 1870 war ein Fortschrittsgeist merkbar, der in Forschung und Technik die Zukunft sah. Man brauchte nur über die Grenzen zu blicken: Ab 1851 gab es in London und Paris große Weltausstellungen, eine neue Form von Industrie- und Gewerbemessen, die viele Tausend Menschen anlockten. Jede rief Euphorie hervor, versuchte, die vorhergehende zu übertrumpfen, noch sensationeller zu sein, noch mehr Innovationskraft zu demonstrieren. Zugleich waren es große Feste, Jahrmärkte für jedermann.

Das Ausstellungsfieber griff auch auf Wien über. Fast zwei Jahrzehnte wurde geplant und vorbereitet. War es dennoch zu kurz? Wien war eine Stadt der Baustellen, die Ringstraße war noch nicht fertig. Politisch war Aufholbedarf: Die militärische Niederlage von Königgrätz 1866 steckte allen in den Knochen, ein positives Image für die Monarchie war überfällig. So wurde auf Druck der Wirtschaft geplant, budgetiert, gebaut, an neue Absatzmärkte gedacht, mit Besucherströmen gerechnet. Prestigedenken siegte über Kalkulation. Der Schlendrian bei der Frage der Finanzierung war verhängnisvoll.

Volksprater. Der Prater erschien als das ideale Ausstellungsgelände. Hier waren Unterhaltung, Ruhe, Platz. Doch war er salonfähig? Entschieden nicht, der alte Wurstelprater war populär, der noblen internationalen Gesellschaft aber nicht zumutbar. Die Wiener reagierten mit Misstrauen, ihnen drohten die Orte der Belustigung, die alte Gemütlichkeit verloren zu gehen. Und die Bäume? Man versprach, sie würden die Gebäude auf dem riesigen Expo-Gelände wie ein Rahmen umgeben.

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