Dividenden

Deutsche Unternehmen zahlen Rekorddividende

Die Gewinnausschüttungen für das abgelaufene Jahr dürften sich auf 75 Milliarden Euro summieren. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Anstieg um neun Prozent. Vor allem Autokonzerne schütten viel aus.

Düsseldorf. Die Aktionäre in Deutschland können für das abgelaufene Geschäftsjahr auf eine Rekordsumme an Dividenden hoffen. Trotz zahlreicher Belastungen infolge des Ukraine-Kriegs wollen börsenotierte Unternehmen insgesamt rund 75 Milliarden Euro in diesem Jahr an ihre Anteilseigner ausschütten, wie aus Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und des ISF Institute for Strategic Finance an der FOM-Hochschule hervorgeht.

Damit werde die Bestmarke des Vorjahrs um neun Prozent übertroffen. Ob sich dieser Trend fortsetzt, ist aus Sicht der Aktionärsvertreter angesichts zahlreicher Herausforderungen unsicher.


Vor allem Aktionäre der DAX-Konzerne profitieren vom Dividendensegen. Die 40 Konzerne der obersten deutschen Börsenliga schütten geschätzt 52,5 Milliarden Euro aus – und steuern damit den Löwenanteil bei. Allein die drei Autobauer Mercedes Benz, BMW und Volkswagen kommen den Angaben zufolge zusammen auf rund 15,5 Milliarden Euro. Insgesamt erhöhen 27 DAX-Konzerne ihre Dividende. Vier Börsenschwergewichte zahlen keine Dividende.

Bei mittleren und kleineren Werten zeigen sich der Auswertung zufolge Bremsspuren. Im MDAX schüttet nur knapp die Hälfte der 50 Unternehmen mehr aus als im Vorjahr. Dabei ist allerdings auch der Aufstieg von Schwergewichten wie Airbus vom MDAX in den DAX zu berücksichtigen. Im SDAX erhalten die Aktionäre von lediglich 24 der 70 Firmen mehr Geld. Bei 19 Unternehmen gehen die Anteilseigner leer aus.

An der Spitze als größter Einzelzahler liegt die Traditionsreederei Hapag Lloyd, die aufgrund des geringen Streubesitz-Anteils in keinem Index gelistet ist, mit 11,1 Milliarden Euro. Die Dividende soll auf 63 Euro je Aktie fast verdoppelt werden.
Die Beteiligung der Aktionäre am Gewinn wird von der Hauptversammlung beschlossen und jeweils für das abgelaufene Geschäftsjahr gezahlt. In diesem Jahr erhalten Anteilseigner der 644 ausgewerteten börsenotierten Firmen also die Dividende für das Geschäftsjahr 2022. Das fiel teilweise besser aus, als nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 zunächst befürchtet.

Umsätze auf Rekordhoch

Nach einer Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY legte der Umsatz der DAX-Konzerne im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um 15,5 Prozent auf 1,8 Billionen Euro zu und erreichte damit den höchsten Wert seit Beginn der Auswertung 2013. Der operative Gewinn (Ebit) der 40 Konzerne verbesserte sich um 3,4 Prozent auf insgesamt 171 Milliarden Euro.

Den meisten DAX-Unternehmen sei es gelungen, hohe Kosten bei Personal, Beschaffung und Energie an ihre Kunden weiterzugeben, analysierte Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung Deutschland. Einige Firmen hätten von einem komfortablen Auftragspolster aus der Zeit der Coronapandemie profitiert.
Laut DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler dürfte sich heuer zeigen, welche Firmen angesichts der Herausforderungen aus Inflation, Energiekrise, gestörten Lieferketten und Digitalisierung auf die Zukunft ausgerichtet sind. „2023 wird ein echter Lackmustest“, sagte Tüngler.

Aktuell größter Verlierer ist den Angaben zufolge der Immobiliensektor. Hatten im Vorjahr die neun in den Indizes vertretenen Branchenfirmen insgesamt 2,3 Milliarden Euro Dividende gezahlt, sind es aktuell 800 Millionen Euro. Der Immobiliensektor steht angesichts gestiegener Zinsen und hoher Baukosten unter Druck.

Wenig Freude bereitet Aktionären hier häufig auch die Kursentwicklung. Nach einer Auswertung der Aktionärsvertreter zählen zu den größten Kapitalvernichtern der vergangenen Jahre die Corestate Capital Holding und die Adler Group. (DPA)

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