Analyse

Zieht Putin die Fäden im Sudan?

Saudische Kriegsschiffe brachten Bürger des Königreichs und anderer Länder über das Rote Meer aus dem Sudan in Sicherheit. Das Bild entstand im Hafen von Jiddah.
Saudische Kriegsschiffe brachten Bürger des Königreichs und anderer Länder über das Rote Meer aus dem Sudan in Sicherheit. Das Bild entstand im Hafen von Jiddah. via REUTERS
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Hinweise westlicher Medien deuten auf die Hilfe Russlands für die Rebellen unter General Mohammed Hamdan Daglo hin. Denn das Verhältnis zwischen Moskau und der sudanesischen Armee bröckelte zuletzt.

Bei der Wahl seiner Komplizen zeigt sich Russlands Despot Wladimir Putin bisweilen flexibel. Im Sudan etwa. Dort unterstützte er Diktator Omar al-Bashir. Als sich dessen Sturz 2019 abzeichnete, schwenkte man in Moskau auf den vermeintlich ebenso loyalen neuen Militärherrscher Abdel Fatah al-Burhan um.

Doch zuletzt mehrten sich die Risse im Verhältnis von Kreml und Sudans mächtigstem General. Das könnte einer der Gründe sein, warum die paramilitärischen Truppen der Rapid Support Forces (RSF) unter Führung von General Mohammed Hamdan Daglo, genannt Hemeti, seit mehr als einer Woche nach der Macht greifen. Darauf deuten Hinweise westlicher Medien hin, wonach Russland die RSF mit Waffen unterstützt. CNN bezieht sich neben sudanesischen und diplomatischen Quellen auch auf Satellitenbilder, die entsprechende Aktivitäten auf Basen der russischen Wagner-Söldnertruppe in Libyen nahelegen würden.

Das Volk bleibt ambivalent

Die RSF war bis zum Beginn der Kämpfe Teil des Sicherheitsapparats. Sie wies die Berichte über Hilfe aus Moskau zurück. Es sei die Armee, die auf „diese ausländischen Kräfte“ zurückgreife. Die Miliz hat ihre Propagandaabteilung indes derart professionalisiert, dass Beobachter einen Einfluss von Wagner-Strategen vermuten. Sie inszeniert sich als Vertreterin des Volks. Wenn auch mit geringem Erfolg: Dieses sieht selbst in der verhassten Armee das kleinere Übel. Im jetzigen Machtkampf neigt das Volk indes kaum einer der beiden Seiten zu. Die Menschen in dem ohnehin verarmten und kaum regierbaren Land sind vorrangig mit dem eigenen Überleben beschäftigt, schließlich sind schon mehr als 400 Zivilisten gestorben und Tausende verletzt worden. Ein dreitägiger Waffenstillstand hielt zuletzt kaum. Die Kämpfe wüteten am Wochenende so vehement in Wohngebieten der Hauptstadt Khartum, dass noch nicht durchgehend möglich war, Ausländer hinauszubringen.

Es gebe bisher keine Beweise für eine Parteinahme Russlands, sagt Hafiz Ismail, Gründer der Bürgerrechtsorganisation Justice Africa Sudan. „Auffällig ist aber, dass die RSF eine überraschend große Menge an Flugabwehrwaffen hat.“ Der jahrelang funktionierende Deal zwischen Russland und Sudans Armee – Waffen gegen politischen Einfluss und Goldminen – bröckelte zuletzt. Und es gab Meldungen, die dafürsprechen, dass der Kreml auf die kampfstarke RSF setzt: Etwa über die Verhaftung eines Russen wegen Goldschmuggels; Verhöre von Mitarbeitern einer russischen Bergbaufirma; die Order an russische Diplomaten, den ressourcenreichen Bundesstaat Nahr an-Nil zu verlassen.

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