Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in einer Ankunftshalle in die Luft. Mindestens 35 Menschen sind tot, 170 verletzt.
Ein Selbstmordanschlag hat am Montagnachmittag ein Blutbad auf dem internationalen Großflughafen Domodedowo-Moskau angerichtet. Mindestens 35 Menschen wurden in den Tod gerissen und 170 verletzt. Bisher gibt es keine Hinweise, dass Österreicher unter den Opfern sind.
Bei dem Anschlag kamen aber zwei Briten ums Leben. Mindestens drei weitere EU-Bürger - ein Italiener, eine Slowakin und ein Franzose -wurden verletzt.
Kopf des Attentäters gefunden?
Die Behörden glauben nach lokalen Medienberichten auch den Kopf des mutmaßlichen Selbstmordattentäters am Anschlagsort gefunden zu haben. Es soll sich um einen Mann im Alter von 30 bis 35 Jahren mit "arabischem Aussehen" handeln, berichtet die Nachrichtenagentur Interfax. Nach drei mutmaßlichen Hintermännern wird noch gefahndet.
Ermittler vermuten einen Zusammenhang mit dem Nordkaukasus-Konflikt. In den vergangenen Jahren hatten islamistische Extremisten aus der Unruheregion wiederholt Anschläge in Moskau verübt.
Russische Behörden: "Terrorakt"
Die russischen Behörden sprachen dann auch von einem "Terrorakt". Für Entsetzen in der Bevölkerung sorgten unbestätigte Berichte, wonach die Sicherheitsdienste in der vergangen Woche Hinweise auf einen bevorstehenden Anschlag auf den Flughafen erhalten hatten, aber nicht verfolgten.
Das Anschlag ereignete sich dann am Montag um 16.32 Uhr (Ortszeit) - und damit nur zwei Minuten nachdem eine "Fly Niki"-Maschine vom Airport Moskau-Domodedowo Richtung Wien abgehoben war. Der Selbstmordattentäter sprengte sich in der Ankunftshalle des internationalen Terminals nahe eines Cafés in die Luft. Er soll in der Menschenmenge mindestens sieben Kilo mit Metallstücken besetzten Sprengstoff gezündet haben. Augenzeugen berichteten von einem "extrem lauten Knall".
"Hier geschieht etwas Furchtbares"
Dann brach Panik aus. Augenzeuge "Andrej" schilderte dem Sender City FM die dramatischen Momente: "Hier geschieht etwas Furchtbares. Menschen laufen mit Verbrennungen herum und Leichenteile liegen auf Bahren." Ein weiterer Augenzeuge sagte: "Wir sind in diesem Land einfach nicht sicher." Auch ein Youtube-Video deutet das ganze Ausmaß des Anschlags an.
Die russischen Behörden stoppten nach dem Terrorakt zwischenzeitlich alle internationalen Flüge in Domodedowo. Erste TV-Bilder zeigten, wie Rettungsteams zu den Verletzten vordrangen. Insgesamt 50 Krankenwagen rasten zum etwa 45 Kilometer vom Moskauer Stadtzentrum entfernt gelegenen Tatort.
Russland in Alarmbereitschaft
Russlands Präsident Dimitrij Medwedjew schaltete den Inlandsgeheimdienst FSB ein und versetzte das ganze Land in Alarmbereitschaft. An Verkehrsknotenpunkten wie Flughäfen und Bahnhöfen gilt derzeit eine erhöhte Sicherheitsstufe.
"Wir betrauern die Opfer des Terroranschlag auf dem Flughafen Domodedowo", sagte Medwedjew später im russischen Staatsfernsehen. Den Drahtziehern schwor er, dass sie "gefasst und bestraft werden". Zugleich kritisierte Medwedjew "zu laxe Sicherheitsvorkehrungen" auf dem Flughafen.
Nach Bekanntwerden des Anschlags fiel der Aktienkurs der russischen Fluglinie Aeroflot um vier Prozent, der russische Aktien-Index MICEX gab um fast zwei Prozent nach.
Anschlag weckt dunkle Erinnerungen
Der Terrorakt weckt dunkle Erinnerungen: Tschetschenische Selbstmordattentäterinnen hatten im März 2010 40 Menschen bei einem Anschlag auf die Moskauer U-Bahn mit in den Tod gerissen.
Der Flughafen Domodedowo
Der internationale Flughafen Domodedowo ist der modernste und größte Airport der russischen Hauptstadt Moskau. Im Jahr 2009 wurden hier 18,7 Millionen Passagiere abgefertigt. Nach Angaben der Eigentümer-Gruppe East Line wird Domodedowo im Südosten der Zehn-Millionen-Metropole gegenwärtig von 77 Airlines angeflogen, 36 davon sind ausländische Fluggesellschaften.
Außerdem gibt es in Moskau die beiden anderen internationalen Flughäfen Scheremetjewo und Wnukowo. In den vergangenen Jahren wechselten mehrere internationale Airlines zu dem komplett renovierten Airport Domodedowo.
Beim Service hat der Flughafen positive Akzente im ansonsten weiterhin sehr passagier-unfreundlichen russischen Luftverkehr gesetzt. Wie bei den beiden anderen Flughäfen gibt es eine Direktanbindung per Schnellzug, mit der Reisende die Moskauer Innenstadt in 40 Minuten erreichen können.
(Ag./Red.)